Kroatien

Kroatien: Trauminseln und Rebgärten

Kroatiens grünstrotzende Rebgärten bringen ausgezeichnete Rotweine hervor.

Kroatiens grünstrotzende Rebgärten bringen ausgezeichnete Rotweine hervor. Foto: rfk

Ein perfektes Land für Island-Hopping und Weintrinken

Zusammen mit dem Festland bringt Kroatien 5.835 Kilometer Küstenlinie auf die adriatische Landkarte, auf der unzählige insulare Schätze zu entdecken sind. Zum Beispiel der Brijuni-Archipel nördlich von Istriens Pula, die Königsinsel Rab sowie ihre Nachbarinnen Krk, Cres und Losinj in der Kvarner Bucht oder die Inselgruppen vor Split und dem Unesco-Weltkulturerbe Dubrovnik.

Dort verstecken sich auf der lang gezogenen Halbinsel Peljesac malerische Klöster zwischen dichten Pinienwäldern sowie romantische Weingüter in grünstrotzenden Rebgärten. Sie bringen nicht nur feine Weißweine hervor, sondern vor allem auch ausgezeichnete Rotweine wie den Plavac Mali, eine dem Zinfandel verwandte heimische Rebsorte, die sie dort „unsere kleine Blaue“ nennen, sowie den kräftigeren Dingac. Auf dem Weingut Matusko in Potomje hat Kirsten Violic, geborene Schüttpelz aus Hamburg, als Winzerfrau das Sagen. „500.000 Liter kommen hier pro Jahr in die Flasche“, erzählt sie nicht ohne Stolz.

Was die heimischen Weine so besonders macht? „Steile Vorzugslagen auf sandsteinigen, kalkhaltigen und deshalb schädlingsarmen Böden, viel, viel Sonne (2.500 Stunden im Jahr), ausschließliche Handarbeit sowie modernstes önologisches Know-how.“ Zu kleine Anbauflächen, erklärt die Hanseatin, zwängen die heimischen Winzer zur besonderen Qualität, weil richtig große Produktionen und lohnender Export nicht machbar sind. Weshalb sich in diesem Jahr 44 Güter zur „Weinstraße Peljesac“ zusammengeschlossen haben. Seither tauchen auf Gut Matusko täglich zwischen drei und fünf Reisegruppen zur Weinprobe auf, drei lassen sich gleichzeitig bewirten in den geräumigen Weingewölben.

Wer es trotz verlockender Verkostung von Keller zu Keller bis zur Hafenstadt Orebic am nordwestlichen Ende der Halbinsel schafft, versäume nicht, aufs Nachbareiland Korcula überzusetzen. Das gleichnamige Städtchen bietet nicht nur städtebauliches Erbe vom Allerfeinsten zwischen intakten Stadtmauern auf, sondern auch das vielbesuchte Marco-Polo-Geburtshaus, und natürlich noch mehr Winzer.

„Wir sind zwar viel teurer geworden“, erklärt Aljosa Milat, der im Exekutivrat des kroatischen Tourismusverbandes sitzt und ein insulares Urgestein ist, in fließendem Deutsch. „Aber eben auch viel, viel besser!“ Natürlich sei das kroatische Ferienparadies der traumhaften Inselwelten nicht mehr zum Billigtarif zu haben, ebenso wenig wie seine ausgezeichneten Weine. Trotzdem kamen im vergangenen Jahr 9,3 Millionen Besucher, sagt er.

Am letzten Weinroutentag erinnert ein 2005er roter Postup im Kellergewölbe der Vinarija Roso auf Peljesac an Aljosas Wahrheiten: Im Verhältnis zur Qualität darf sich der edle Tropfen zu zwölf Euro die Flasche ebenso als preiswert bezeichnen wie eine gar nicht billige Kugel Waffeleis in der Kulturhauptstadt Dubrovnik. „Sie bekommen“, lächelt die Eisverkäuferin ihre erstaunte Kundschaft an, „das hier alles gratis dazu!“ Und zieht mit ausgestrecktem Arm einen weiten Bogen um venezianische Kastelle, prachtvolle Kathedralen, steinalte Hafenmauern und filmreife Altstadtkulissen.

Roland F. Karl
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