Österreich

Österreich: Am Hofzaun des Kaisers

Neben kulturellen lockt das Burgenland auch mit kulinarischen Highlights wie dem Uhudler-Rosé.

Schwelgereien im österreichisch-ungarischen Grenzgebiet

Neben kulturellen lockt das Burgenland auch mit kulinarischen Highlights wie dem Uhudler-Rosé. Fotos: Art

Weithin sichtbar thront das ritterliche Anwesen von Burg Bernstein auf einem Felssporn über dem Burgenland. An klaren Tagen kann man vom Geburtsort von Graf Ladislaus Almásy, Wüstenforscher, Flieger und Rennfahrer und besser bekannt als „Englischer Patient“, bis nach Ungarn blicken. Öffentliche Besichtigungen der Festung werden nicht angeboten, aber übernachten kann man dort auf das Schönste. Neun Zimmer und fünf riesige Säle verbergen sich hinter den Burgmauern. Wenn die Nacht fällt, wird das Burgtor geschlossen und im Rittersaal mit der Renaissancedecke aufgetischt.

Wellnesswonnen und Weinproben
Das Burgenland trägt seinen Namen zurecht. Zig Wehranlagen erheben sich im Südosten Österreichs, das seine Grenzen hier einst gegen die Türken verteidigen musste. Später wurde die Region zum „Hofzaun des Kaiserreiches“ zwischen dem imperialen Stammland der Habsburger und dem assoziierten Königreich Ungarn. Ein kleiner Schlenker hinüber ins Nachbarland der Magyaren ist heute problemlos möglich. Etwa, um es sich im Schlosshotel Szidónia in Röjtökmuszsaj gut gehen zu lassen. Das Jagdschloss von 1774 mit seinem sieben Hektar großen Park bietet nicht nur Wellness-Wonnen, sondern auch Weinproben und eine exzellente Küche. Zum Haus gehört auch eine noch immer funktionstüchtige Wasser?mühle, zu der man durch die Felder spaziert, um sich dort in der Gaststube an bodenständigen Spezialitäten wie Palinka und Pogatschen oder Strudel zu laben.

Wieder zurück in Österreich bummelt man am besten die Südburgenländische Weinstraße entlang, auf Schildern knapp und treffend als „Wein?idylle“ ausgewiesen. Ein Stopp in Heiligenbrunn muss sein. Das Dorf im unmittelbaren Grenzgebiet ist für seine malerischen Kellerhäuser bekannt: weiß gekalkte Katen mit tief gezo?genen Strohdächern und Türen aus Weidengeflecht. Hier wird in so genannten Buschenschänken neben Blaufränkischem oder Zweigelt der blumige Uhudler ausgeschenkt: ein Rosé mit einem deutlichen Parfum nach frischen Erdbeeren. Dazu gibt es Bauernbrot mit angemachtem Frischkäse oder hausgemachtem Griebenschmalz, an kühleren Tagen auch gern einen Bohnensterz, der von der Tischgemeinschaft direkt aus der Pfanne gelöffelt wird. Der Wein wird übrigens in einem Plutzer oder auch Udler genannten Tongefäß serviert, von dem er weit eher seinen Namen haben dürfte als von der Legende, dass mancher Zecher am Morgen danach mit seinen verschatteten Augen wie ein Uhu aussähe.

Der Weg ist das Ziel
Auch auf der Heimreise sollte man sich Zeit lassen und statt die Autobahn A2 zu nehmen lieber durch die pannonische Tiefebene bummeln. Denn unweit vom Neusiedler See locken als Schlussakkord so herrliche Adressen wie das durch seine authentische Küche längst legendäre Gasthaus zur Dankbarkeit in Podersdorf oder der mit zwei Michelin-Sternen gekrönte Taubenkobel in Schützen am Gebirge, wo es übrigens weit und breit keine Gipfel gibt. Außer den kulinarischen, versteht sich.

Claudia Diemar
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