Griechenland

Athen ist eine Reise wert

Athen hat sich noch nicht als Städtereiseziel etabliert. Rechts: Statue eines Diskuswerfers vor dem Panathenäischen Stadion in Athen.

Athen hat sich noch nicht als Städtereiseziel etabliert. Rechts: Statue eines Diskuswerfers vor dem Panathenäischen Stadion in Athen. Fotos: stock.xchng, pixelio

Die griechische Hauptstadt leidet unverdient unter einem schlechten Image  

Unter den Top Ten der europäischen Städteziele sucht man Athen vergebens. Selbst die Olympischen Spiele von 2004 haben nicht den notwendigen Schub gebracht, um die griechische Metropole auf die Hitliste der City-Destinationen zu setzen. Allenfalls als Stopover-Station auf dem Weg zu einer der vielen griechischen Inseln spielt die Geburtsstätte der Demokratie eine größere touristische Rolle.

„Viele Reisende sind noch der Meinung, dass Athen eine chaotische Stadt ist mit fehlender Infrastruktur und massiven Verkehrsproblemen“, klagt Dimitris Gerogiannis, Chef der Fluggesellschaft Aegean Airlines, die im Frühjahr Direktflüge von Berlin nach Athen auflegt. Zum Negativbild der griechischen Hauptstadt in den Köpfen vieler Urlauber – und nicht weniger Reiseveranstalter – passen die alljährlichen Bilder vom dicken Smog-Deckel über der Millionenstadt. Die Krawalle im Dezember letzten Jahres haben den Bemühungen, Athen als lohnenswertes Städteziel auf der touristischen Landkarte Europas zu etablieren, einen herben Rückschlag versetzt. „Randalierer verwüsten Hotels und plündern Geschäfte“, titelte Spiegel Online am 8. Dezember. Wer sollte da noch Lust auf einen Wochenendtrip nach Athen verspüren?

„Dabei ist von den Schäden, die in der Innenstadt in Hunderte von Millionen Euro gingen, nichts mehr zu sehen“, freut sich Jens Brösel, Dertour-Bereichsleiter Städtereisen. „Leider gab es keine positive Kampagne des Fremdenverkehrsamtes nach den Ausschreitungen“, kritisiert Frank Stoll, Leiter Category Management Städtereisen bei TUI Deutschland, die offiziellen Griechenland-Werber. Noch mehr: „Dass das Image Athens schlecht ist, liegt daran, dass das Fremdenverkehrsamt zu wenig tut.“

Stoll kritisiert beispielsweise das Fehlen eines Veranstaltungskalenders. Jedermann, der im Internet nach Veranstaltungen in Athen sucht, ist erstaunt über die Fülle des Angebots, denn Athen bietet ein buntes Festival- und Kulturprogramm. Die Clubszene kann mit jeder europäischen Metropole mithalten. Nicht nur in der Altstadt Plaka, sondern auch in den vielen Fußgängerzonen, die in den letzten Jahren entstanden sind und zum Shoppen und Flanieren einladen, geht in manchen Nächten in den Cafés, Restaurants und Bars nicht das Licht aus. Und nicht nur im schicken Kolonaki-Viertel haben sich Designer-Läden und Boutiquen angesiedelt, die ebenfalls den Vergleich mit Städten wie London oder Barcelona nicht zu scheuen brauchen.

Neue Highways, die im Zuge der Olympiade angelegt wurden, haben die Verkehrssituation entspannt. Die Metro zählt zu den modernsten der Welt. Da sie durch die Ablagerungen einer mehrere Jahrtausende reichenden Stadtgeschichte gegraben wurde, war der Bau von unzähligen Archäologischen Funden begleitet. Diese sind jetzt in den Metrostationen ausgestellt, die kleinen, aber feinen Museen gleichen. Doch das schönste der vielen Museen der Stadt steht nach jahrelanger Bauzeit erst im Juni dieses Jahre zur Eröffnung an: das neue Akropolis-Museum des Schweizer Stararchitekten Bernard Tschumi. Das allein wird dann schon eine Reise nach Athen wert sein.
Horst Schwartz
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