Großbritannien

Auf den Spuren der Kelten

St. David’s mit der größten Kathedrale von Wales ist einen Besuch wert.

St. David’s mit der größten Kathedrale von Wales ist einen Besuch wert. Foto: jw

Der Radreiserundweg Celtic Trail West führt 230 Kilometer durch Wales  

Der rote Drache auf grün-weißem Grund, der die walisische Nationalflagge ziert, fällt auf: An den Türen der Markthalle in Carmarthen prangt er genauso wie auf T-Shirts oder Flaggen längs des Rundwegs Celtic Trail West. Der Radweg ist jedoch mit einem anderen Logo versehen: Schilder mit weißer Nummer auf rotem Grund, der wiederum blau hinterlegt ist, weisen den Weg. Ab Carmarthen bis Fishguard am Meer entlang ist dies die Nummer 4, ab Fishguard über die Preseli-Hills zurück nach Carmarthen die Nummer 47. Die Ausschilderung ist perfekt, was das Radeln hier angenehm macht.

Meist fährt man auf dem Celtic Trail über Land, und zwar auf engen ruhigen Nebenstraßen zwischen hohen Hecken, Farnen und gelbem Stechginster, hinter denen Schafe grasen. Manchmal schlagen die Hecken fast über einem zusammen und bilden einen Tunnel. Hügelig ist’s mit vielen kurzen steilen Anstiegen und Abfahrten bis Laugharne. Hier wohnte im Boathouse Dylan Thomas, der walisische Nationaldichter, als er „Unter dem Milchwald“ schrieb.

Richtung Amroth Castle geht es nun ans Meer. Fast weiße Strände liegen malerisch am Atlantik unter schroffen Klippen. Möwen kreischen ihr Lied. Eine Weile geht es auf dem Pem?brokeshire Coast Path an der Küste entlang und manchmal auch durch kleine Tunnel. Kurz hinter Saundersfoot ist Tenby erreicht, ein Hafenstädtchen mit bonbonfarbenen Häusern und Gassen, in denen Souvenirläden alles anbieten, worauf der walisische Drache zu sehen ist. Auch kunstvoll geschnitzte Liebeslöffel gibt es – eine Art walisischer Verlobungsring, gespickt mit verschiedenen Symbolen wie Herzen (Liebe), Knoten (ewige Liebe), Glocken (Heirat). Die Route führt über Pembroke mit seiner alten Stadtmauer und einer der beeindruckendsten Burgen in Wales, nach Newgale und hinauf auf die Klippen. Der Ausblick ist einmalig. St. Davids, die kleinste Stadt Großbritanniens mit der größten Kathedrale von Wales, ist ein lohnender Stopp. Genauso die vorgelagerte Insel Ramsey, auf der man viele Seevögel und sogar Robben beobachten kann.

In Fishguard führt der Radweg weg vom Meer und durch die Preseli Hills. Ein ständiges steiles Auf und Ab begleitet die 75 Kilometer zurück nach Carmarthen durch die Einsamkeit der Berge. Nur Schafe trifft man hier. Der Wind kommt von vorn, pfeift über so manches Hochplateau. Von hier, vom Gipfel des Carn Meini, stammen die „blue stones“ – Steine, aus denen Stonehenge in Südwestengland erbaut wurde. Mystisch ist hier die ganze Gegend: prähistorische Menhire, Steinkreise und Dolmengräber geben bis heute Rätsel auf. In Carmarthen ist der Celtic Trail geschafft. Im Pub prangt auf dem Zapfhahn des Brains-Biers der walisische rote Drache.

Judith Weibrecht

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