Spanien

Spanien: Marschbefehl für die Madonna

Der Tanz der Zwerge ist einer der Höhepunkte der Madonnen-Wallfahrt.

Der Tanz der Zwerge ist einer der Höhepunkte der Madonnen-Wallfahrt. Foto: Turespana

Auf La Palma geht die Gottesmutter 2010 wieder auf Wanderschaft  

La Palma ist bekanntlich eine kleine Insel und als Ferienziel vor allem bei Individualreisenden beliebt. „Muy tranquilo“, also sehr ruhig, geht es hier in der Regel zu. Doch alle fünf Jahre wird das Eiland von Besuchern anlässlich der „Bajada de la Virgen“ regelrecht überflutet. Im Sommer 2010 ist es wieder soweit. Dann sind Zehntausende von Besuchern auf La Palma und kein einziges freies Bett ist mehr zu finden, weil sämtliche Auslands-Palmeros aus der ganzen Welt zu diesem Termin in ihre Heimat reisen. Familienmitglieder, die sich Jahre nicht gesehen haben, sind endlich einmal wieder vereint.

Die heilige Jungfrau vom Schnee ist eine äußerst wundertätige Madonna, die bereits bei Heuschreckenplagen, Piratenüberfällen und Vulkanausbrüchen geholfen haben soll – letztere löschte sie einfach mit dichtem Schneefall. Bereits 1534 wurde sie zur Schutzpatronin der Insel gewählt. Normalerweise wohnt die Madonna in der Renaissance-Wallfahrtskirche von Las Nieves. Der Ort, übersetzt Schnee, liegt etwa fünf Kilometer von der Inselhauptstadt Santa Cruz entfernt. Wenn die Madonna sich auf den Weg von Las Nieves nach Santa Cruz macht, wollten Einheimische wie Urlauber dabei sein.

Gottesmutter im Silberthron
Am letzten Sonntag im Juni werden zunächst die Einzelteile des zwei Tonnen schweren Silberthrons der Gottesmutter auf kräftigen Männerschultern hinunter nach Santa Cruz getragen. Auf den bevorstehenden Besuch der Madonna selbst stimmt man sich feierlich ein. Nächtliche Umzüge mit bunten Laternen stehen ebenso auf dem Programm wie der Auftritt der Mascarones genannten Riesen mit Schwellköpfen am zweiten Sonntag im Juli. Im Kontrast dazu bietet „Danza de los Enanos“ am darauf folgenden Donnerstag einen weiteren Höhepunkt, bei dem die so genannten Zwerge einen anmutigen Tanz vorführen.
Am nächsten Tag folgt der Festwagen, auf dem verschiedene Themen aus dem Marienleben allegorisch dargestellt werden. Jetzt erst ist es soweit. Noch eine Nacht wird gefeiert, dann wird die Schneejungfrau in prunkvollem Gewand vom ländlichen Las Nieves in einer Sänfte zu Tal getragen.

Die Festlichkeiten dauern Wochen
Das geht äußerst gemächlich voran, so dass die Madonna samt der vielen Gläubigen eine Zwischenübernachtung in der Kirche La Encarnacion einlegen muss. Danach gibt es noch einen Stopp im Barranco de las Nieves in der Nähe des Nachbaus der Kolumbus-Karavelle.

Die Bajada de la Virgen auf La Palma hat eine lange Tradition. Bereits seit 1680 findet sie regelmäßig alle fünf Jahre statt. Die Wochen währenden Festlichkeiten zu Ehren der Gottesmutter sind eine Mischung aus Volksfest und religiösem Ritual, karnevalesken Umzügen und überschäumender Lebensfreude – und unbedingt sehens- und erlebenswert. Am 5. August wird die Jungfrau schließlich zurück an den angestammten Platz nach Las Nieves gebracht. Viva la Virgen!

Claudia Diemar
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