Deutschland

So bunt ist Magdeburg

Mit der Grünen Zitadelle setzte Friedensreich Hundertwasser in der Landeshauptstadt Sachsen-Anhalts ein Zeichen.

Mit der Grünen Zitadelle setzte Friedensreich Hundertwasser in der Landeshauptstadt Sachsen-Anhalts ein Zeichen.<br>Foto: MMKT/Andreas Lander

Hundertwassers Grüne Zitadelle ist der Anziehungspunkt der Stadt

Der Domplatz zu Magdeburg ist, abgesehen von unserer neunköpfigen Touristengruppe, menschenleer. So kann Gästeführerin Karin Frank in Ruhe über die Grabeskirche Ottos des Großen erzählen und unsere Blicke auf die Grüne Zitadelle, eines der letzten architektonischen Meisterwerke von Friedensreich Hundertwasser, lenken. Das rosafarbene Gebäude, dessen Bau der Künstler bis zu seinem Tod 2000 begleitet hat, lugt um die Ecke. Seine geschwungenen Fassaden stehen in starkem Kontrast zu den geradlinig gestalteten, hellblauen des benachbarten Bankhauses – einem klassischen Nachkriegsbau. 

Die Stadt Magdeburg, die gleich zweimal nahezu vollständig zerstört worden war, zeigt sich architektonisch überraschend vielfältig, bunt bisweilen. Herausragend in Farbe, Form und Fantasie ist die Grüne Zitadelle. Ihr Name hält Hundertwassers geschlossenen Vertrag mit der Natur aufrecht. Einige der Bewohner des Hundertwasser’schen Lebens(t)raums sind so genannte Baummieter. Sie beherbergen in ihren Wohnungen jeweils einen Baum, der seine Miete in Form von Sauerstoff begleicht. Durch die Fenster wachsen die Bäume nach außen.

Apropos: In den Mietverträgen der Wohnungen im Hundertwasserhaus ist ein „Fensterrecht“ verankert. Dieses besagt, dass ein Mieter so weit wie seine Hände aus seinem Fenster hinaus reichen, das Grün gestalten darf. Für die Begrünung aller übrigen Flächen des Gebäudes hat Hundertwasser bestimmt: Wo immer Regen und Schnee hinfallen, soll die Natur wachsen. Nur aus der Vogelperspektive ist zu sehen, dass die komplette Dachfläche der Grünen Zitadelle bewachsen ist. Rosa ist lediglich die imposante Außenfassade, über die der Betrachter rastlos seine Blicke wandern lässt, immer neue Formen entdeckend. Wie bei Hundertwasserhäusern üblich, trägt auch die Grüne Zitadelle goldene Krönchen. Die Bewohner der Zitadelle sollten sich als wahre Könige wähnen, so die Intention des Künstlers.

Vom Domplatz geht es zur Elbe: Ein Blaues Band auf dem Boden weist den Weg. Von der anderen Elbseite dringen Kirmesklänge herüber. Schon stehen wir vor der nächsten Sehenswürdigkeit, dem Kloster Unser lieben Frauen. Der 1063 errichtete Sakralbau sei, so erzählt die Gästeführerin, das älteste noch stehende Gebäude Magdeburgs und eines der am vollständigsten erhaltenen Zeugnisse romanischer Baukunst in der Region. Unter seinem Dach befindet sich heute ein Kunstmuseum. Über die Ernst-Reuter-Allee führt der Weg weiter zur Johanneskirche, die erstmals im Jahr 840 urkundlich erwähnt und im Verlauf der Geschichte gleich fünfmal zerstört wurde.

Endpunkt der Stadtführung ist der Alte Markt, an dessen Kopf sich das Rathaus befindet. Nachdem der Vorgängerbau im Dreißigjährigen Krieg zerstört worden war, entstand zwischen 1691 und 1698 das neue Rathaus im Stile der niederländischen Renaissance. Vor seinen Türen stehen zwei versteinerte Bekannte: Till Eulenspiegel, der die Bürger Magdeburgs einst zum Narren hielt, und Otto der Große auf seinem Ross. Der Legende nach, dreht sich Otto Nacht für Nacht um Schlag Mitternacht um, um in Magdeburg nach dem Rechten zu sehen.

Buchungen
TUI bietet im Weltentdecker-Katalog „Städte erleben“ die drei Erlebnispakete: „Magdeburg – Kultur pur“, „Die Grüne Zitadelle von Magdeburg“ und „Roman(t)isches Magdeburg“ an. Buchbar sind auch Übernachtungen im Hotel in der Grünen Zitadelle (ab 61 Euro pro Person).

Christofer Knaak
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