Griechenland

Griechenland: Rushhour in Olympia

Ausgrabungen des antiken Messene.

Ausgrabungen des antiken Messene.

Schätze im westlichen Peloponnes

Vor rund 100 Jahren entstand das Nonnenkloster in Koroni. Fotos: aze

Vor rund 100 Jahren entstand das Nonnenkloster in Koroni. Fotos: aze

Babylonisches Stimmengewirr liegt über schnatternden Gruppen, die den Führern mit dem bunten Fähnchen, Regenschirmen oder Flatterband folgen und sich ins Gelände ergießen. Tausend oder noch mehr Passagiere eines Kreuzfahrtschiffes haben von Katakolo am westlichen Peloponnes aus den Halbtagestrip zum antiken Olympia angetreten und bevölkern die Austragungsstätte der einstigen Olympischen Spiele fast wie einst beim Kampf der Wagen und Athleten.

Für Individualisten oder Kleingruppen verliert Olympia an solchen Tagen seinen Charme als einer der schönsten antiken Plätze Griechenlands. Erst wenn die Busse abgefahren sind, lässt sich der Zauber dieses Ortes genießen. Malerisch schmiegen sich die Ruinen der einstigen Tempel und Sportanlagen zwischen Büsche und Baumgruppen, die bei den großen Waldbränden 2006 gerade noch gerettet werden konnten. Die Bäume am Rand standen damals schon in Flammen.

Auch wenn Olympia den berühmtesten Namen aus dem alten Griechenland trägt – der westliche Peloponnes birgt noch viele Schätze und dazu einige entzückende Städtchen ohne Rummel, aber mit Atmosphäre. Zum Beispiel Koroni im Süden des Messenischen Golfs: Das ehemalige Fischerstädtchen hat sich zu einem beliebten Touristenort entwickelt. An der Hafenpromenade reihen sich Restaurants mit Tischen unter Lauben direkt an der Mole entlang. Über den verwinkelten Gassen und Treppen erheben sich auf einem Bergsporn die Reste eines mächtigen venezianischen Kastells, in dessen Ruinen vor hundert Jahren das Nonnenkloster Moni Timio Prodromou mit prachtvoller Klosterkirche entstand. Jenseits der Bergnase zieht sich der von Bäumen gesäumte kilometerlange Sandstrand dahin – relaxte Urlaubsstimmung garantiert.

Das gilt auch für Methoni auf anderen Seite dieses Peloponnes-Fingers: ein gemütliches Städtchen und ein gewaltiges Festungsbauwerk, das eine ganze Halbinsel umschließt. Es lohnt sich, länger hier herumzuschlendern, um venezianische Löwen, türkische Bäder oder die Reste eines Minaretts zu erkunden.

Doch die eigentlichen Schätze liegen im Landesinneren. Mag man vom hochgejubelten Unesco-Weltkulturerbe Vasses, einem Tempel aus dem fünften vorchristlichen Jahrhundert, enttäuscht sein, weil er von einem gigantischen Zeltbau eingehüllt ist, so zieht die antike Stadt Messene Besucher in ihren Bann. Hoch im Hinterland von Kalamata gelegen, finden in der einstigen Fluchtburg gegenwärtig Ausgrabungen statt, die bisher Tempel, Säulenhallen, Amphitheater, die Agora und ein Asklepion-Heiligtum ans Licht brachten. Das rekonstruierte, von Säulen umgebene Stadion gibt den Blick frei auf den im Dunst verschwimmenden Messenischen Golf. Vor allem aber die ruhige Atmosphäre ist es, die in der weitläufigen Stadtanlage mit den beachtlichen Resten von Kultgebäuden verzaubert.
Monika Zeller
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