Kroatien

Kroatien: Indianer und Bären

Ivan kümmert sich ehrenamtlich um die Bewohner der Bärenaufzuchtstation in Kuterevo. Foto: jm

Ivan kümmert sich ehrenamtlich um die Bewohner der Bärenaufzuchtstation in Kuterevo. Foto: jm

Das kroatische Hinterland bietet Urlaubern viel Abwechslung

Ivan ist Bärenhüter, ein ehrenamtlicher Enthusiast, dessen Liebe zu Bären nicht einmal dahinschmolz, als er von einem schwer verletzt wurde. Der 64 Jahre alte, quietschfidele Mann zeigt seine Unterarme, die gezeichnet sind von den Pranken eines Braunbärs. „Es war ein Unfall“, entschuldigt Ivan das Tier. „Der Bär war irritiert, griff eine unserer Volontärinnen an und ich musste dazwischengehen.“ Das Fatale: An seinen blutenden Herrn ließ der Bär dann niemanden mehr ran. Der Bär beschützte sein versehentliches „Opfer“ und musste erlegt werden, damit man Ivan helfen konnte. „Ein Bär“, sagt der Fachmann, „wird nicht angegriffen in der Natur. Und er greift selbst auch nicht an. Denn der König der Wälder ist eigentlich Vegetarier.“

Von den rund 1.000 bis 1.200 wild lebenden Braunbären in Kroatien leben 400 bis 500 im Nationalpark Velebit im Hinterland der berühmten Kvarner Bucht. Er ist der bei Weitem größte kroatische Nationalpark und bietet der Bärenpopulation in seinen unüberschaubaren Wäldern ein ideales Terrain.

In dem Dorf Kuterevo wurde eine Bärenaufzuchtstation eingerichtet. Im Gehege tollen derzeit Ljubolig und Zdravigor, beide Braunbären, gut fünf Jahre alt, und vier weitere Artgenossen, Junge, die ohne Mutter aufgefunden wurden. In Kuterevo – 700 Einwohner, davon 70 Kinder – wird auch ein Versuch gewagt: Dorfbewohner und Waldbären sollen gleichermaßen lernen, wieder in Symbiose miteinander zu leben – wie früher. Bären sehen Menschen wie Bären. Es geht also ums Revier, die Fressplätze, um Hierarchien und um Distanzen. Und die Leute aus Kuterevo lernen, sich einen Platz zu teilen, ohne dabei ins Gehege miteinander zu kommen.

Szenenwechsel: Der „Schatz im Silbersee“ ruft. Der Filmsee für den Karl-May-Klassiker liegt im Nationalpark Paklenica. Mit organisierten eintägigen Jeep-Touren zeigen örtliche Veranstalter nicht nur den wahren Silbersee, sondern zahlreiche weitere Drehorte aus diversen Winnetou- und Old-Shatterhand-Streifen. In der kaum bewachsenen, im grellen Sonnenlicht weiß blendenden Karstlandschaft erwartet man tatsächlich dann jeden Augenblick, dass Mario Adorf und seine Schurken um die Ecke galoppieren, um Pierre Brice und seinem Freund Lex Barker die Ruhe zu verderben.

Zoran Katic kennt alle Drehorte: den Silbersee, den Felsen, auf dem sich die Helden dramaturgisch wirksam die Hände reichen, den Platz, an dem Apanachi im Film sterben muss. Manchmal liegen die Locations nur einen Steinwurf und manchmal eine ungemütliche, einstündige Offroad-Fahrt auseinander. „Von den Locations über sämtliche Requisiten bis zu Drehgenehmigungen können echte Winnetou-Fans an den Originalschauplätzen ihren eigenen Karl-May-Film bei uns drehen“, sagt der umtriebige Hotelier. Sechs Teams haben bereits ihren 45-Minuten-Film dort abgedreht, darunter auch Eigenkreationen wie „Winnetou und der Schatz der Marikopas“. Kostenpunkt pro Teilnehmer: stolze 10.000 Euro für drei Wochen, alles inklusive. Das nächste Team hat sich bereits angemeldet ...

 

Weitere Infos
Allgemein: www.kroatien.hr
Zu den Nationalparks: www.velebit.hr und www.paklenica.hr
Zur Bärenstation: www.kuterevo-medvjedi.hr
Zu Karl-May-Drehs und -Locations: www.hotel-vicko.hr

 
Jochen Müssig
Anzeige