Norwegen

Norwegen: Ein Ort der Stille

Der Hardangerfjord erstreckt sich über 179 Kilometer.

Der Hardangerfjord erstreckt sich über 179 Kilometer.

Hardanger – eine Region voller Magie in Fjord-Norwegen

Berauschendes Naturschauspiel: Wasserfall in der Hardanger-Region. Fotos: jk

Berauschendes Naturschauspiel: Wasserfall in der Hardanger-Region. Fotos: jk

Spiegelglatte Seen und beschauliche Buchten, steil aufragende Felsen und tosende Wasserfälle. Klimatisch geschützte Fjordufer, an denen Obstbäume gedeihen, und weite Hochebenen, auf denen im Sommer noch Schnee liegt. In dramatischem Wechsel ziehen dunkle Wolken auf, strahlt gleißendes Sonnenlicht über die Bergrücken, weitet blauer Himmel den Horizont. Der Hardangerfjord und die Hardangervidda südöstlich von Bergen zählen zu den schönsten Landschaften Norwegens.

So einen Traumblick auf den Fjord und den Folgefonna-Gletscher genoss schon Edvard Grieg, der Stammgast im Hotel Ullensvang in Lofthus war und hier sein Komponierhüttchen hatte. „Vor fast 25 Jahren war auch Willy Brandt da. Er liebte die Ruhe“, erzählt Edmund Harris Utne, Hotelchef in vierter Generation.

Über mehr als 6.300 Quadratkilometer erstreckt sich die vielgestaltige Natur, die der Fjord, mit 179 Kilometern der zweitlängste des Landes, und die mehr als 1.200 Meter hohe Gebirgsebene prägen. Hirsch- und Elchjagd, Schifffahrt und Fischfang betrieben hier – wie Felszeichnungen vermuten lassen – schon die ersten Siedler vor mindestens 5.000 Jahren. Heute schlängelt sich die Nationalstraße 7 über die Vidda und am Fjord entlang, um Urlaubern den Weg in und durch die wildromantische Landschaft zu erleichtern.

Wanderer, Radfahrer und Wassersportler – vom Angler bis zum Kanufahrer – finden in Hardanger ein reiches Betätigungsfeld. Vor allem aber interessant sind Flora und Fauna. So können Natur- und Tierbeobachter auf Europas größtem Gebirgsplateau mehr als 100 Vogel- und rund 20 Säugetierarten finden. Für viele polare Tiere wie das Ren ist die Vidda sogar eine natürliche Grenze – weiter südlich gibt es sie nicht mehr. Trotz extremen Klimas ist die Vielfalt verblüffend: Veilchen und Fetthenne, Alpenehrenpreis und Krautweide, Schneeenzian, Silberwurz und die typische Moltebeere gedeihen auf den kargen Tundraböden und in den Moorebenen. Sie sind der Lebensraum für Moorschneehuhn und Hermelin, Rotfuchs, Schneeeule und Vielfraß. In der Luft ziehen Raufußbussarde und Turmfalken ihre Kreise. Auch die ganz Kleinen fühlen sich hier wohl: Minus 30 Grad im Winter können Berglemmingen, Mauswieseln und Sumpfmäusen nichts anhaben, denn unter der Schneedecke ist es schön warm.

Sich unter ein schützendes Dach begeben können auch Outdoor-Fans, sollte das Wetter mal nicht mitspielen: Im modern gestalteten Hardangervidda-Naturzentrum in Eidfjord kann man sich lebensgroße Figuren von heimischen Tieren aus der Nähe anschauen und in Aquarien Lachse beobachten. In dieser inszenierten Natur sieht der Besucher auch die Versteinerung eines urweltlichen Krebstieres, das vor mehr als 500 Millionen Jahren im Meer krabbelte.
Jenny Kreyssig