Griechenland

Griechenland: Insel mit vielen Gesichtern

Fischeridyll vor der Hauptstadt Lefkada.

Lefkas besitzt Felsen, feinsandige Strände, gemütliche Städtchen und eine „Blaue Lagune“

Leicht zu erreichen und deshalb oft überlaufen: der Strand von Katsiki. Fotos: aze

Schroff, oft mehr als hundert Meter steigen die kreideweißen Felswände aus dem Ionischen Meer empor, die der Insel Lefkas ihren Namen gaben: die Weiße. Tief unten rollen die Wogen an verlockend feinsandige Buchten. Gialos Beach bei Athani etwa ist ein „Traumstrand“, der diesen Begriff wirklich verdient. Doch für so viel Schönheit fordern die Götter ihren Tribut: Vor dem Badespaß müssen 300 Stufen auf steiler Treppe überwunden werden, was die Zahl der Besucher von selbst beschränkt. Dagegen sind die einstmals ebenso ruhigen, inzwischen durch große Parkplätze leichter erreichbaren Strände Katsiki und Kalamitsi zumindest in der Hauptsaison schon recht überlaufen.

Wem der Trubel in Porto Katsiki zu bunt wird, fährt durch Macchia überwucherte Steinlandschaften zur äußersten Südspitze der Insel, die wie ein Finger ins Meer piekst. Am windumtosten Kap Doukato fällt der berühmte weiße Leukadische Felsen senkrecht ins Meer. Eine dramatische Szenerie, in der sich der Sage nach die liebeskranke Dichterin Sappho in die Tiefe stürzte. Einst stand dort ein Apollontempel, der die Götter milde stimmen und die Seeleute vor den gefährlichen Klippen bewahren sollte. Neben den spärlichen Tempelresten warnt heute ein Leuchtturm die Schiffe auf ihrem Weg Richtung Patras.

An der Westküste zeigt Lefkas auf weiten Strecken seine wilde Seite, ganz anders dagegen der Norden und Osten. Vor der mächtigen Bergkulisse des nahen Festlandgebirges wirkt das Meer im Norden wie die „Blaue Lagune“ – ein Hauch von Karibik mit Möwen und Pelikanen über türkisfarbenem Wasser. Und dort, wo die Ruine des mächtigen venezianischen Forts Santa Maura den Zugang bewacht, verbindet heute ein Damm mit Drehbrücke die Insel über einen Kanal mit dem Festland. Als Eingangstor zu Lefkas begrüßt die Hauptstadt Lefkada ihre Gäste. Der nach Erdbeben wieder aufgebaute Ort bietet gemütliche Bummelmeilen mit Boutiquen, Cafés und Tavernen. An der grünen Ostküste zieht sich eine Kette kleinerer Orte entlang, die sich zu lebendigen, in der Saison teilweise sogar trubeligen Touristenzentren entwickelt haben. Als touristischer Hot Spot gilt Nidri, Lieblingsziel der Briten, mit einigen Stadtstränden am Ende einer tief eingeschnittenen Bucht. Oben von den Bergen wirkt diese Vlicos-Bucht wie ein tiefblauer, von Hunderten Segelbooten weiß getüpfelter Binnensee.

Das ursprüngliche, ländliche Lefkas hat sich im Inselinneren noch erhalten. In einer üppig bewachsenen Schlucht westlich von Nidri rauschen Wasserfälle durch eine enge Felsklamm. In trockenen Sommermonaten plätschern die „Katarakts“ allerdings nur müde vor sich hin. Doch die Wanderung in die Schlucht oder eine Fahrt hinauf in die bis 1.157 Meter ansteigende, teilweise bizarr verkarstete Bergwelt bieten höchst eindrucksvolle Landschaftserlebnisse und Panoramablicke.

Im schmucken Dorf Karia, zeitweilig Hauptort der Insel und Zentrum der noch immer weit verbreiteten Spitzenklöppelei, laden Kafenions auf der Platia zur Rast unter mächtigen Platanen. Tiefer in den Bergen ducken sich kleine Dörfer zwischen Weinberge und Olivenplantagen, überragt von kahlen, karstigen Gipfeln. Hier oben begegnet man auf Kurvensträßchen ohne Wegweiser meist nur Ziegen, Schafen und ab und zu noch einem Bauern mit Esel.
Monika Zeller
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