Spanien

Sausefahrt ins Tal

Fast immer den Teide im Blick: Teneriffa eignet sich sowohl für Mountainbike-Anfänger als auch für Profis. Fotos: stock.xchng, Annamartha/pixelio.de

Teneriffa: Die Kanareninsel hat ein abwechslungsreiches Terrain für Mountainbiker

Ein kritischer Blick fällt auf meine Ledersandalen. „Mit diesen Schuhen steigst du mir nicht aufs Rad“, sagt der Guide von Diga Sports und schüttelt entschieden den Kopf: „Kommt nicht infrage.“ Er selbst trägt rot-schwarze Funktionskleidung, Turnschuhe und eine Sonnenbrille im Haar. Also schnell noch mal zurück ins Hotel und Sandalen gegen Sneakers getauscht, mehr hat der Koffer nicht zu bieten. „Sieht schon besser aus“, befindet der Diga-Mann – und mustert eine weitere Teilnehmerin aus. Ihre Flip-Flops sind ein No-Go für unsere Mountainbike-Tour.

Offenkundig haben die Leute von Diga Sports keine Larifari-Veranstaltung für lasche Touristen geplant. Mit Kleinbussen sind sie an unserer Ferienanlage im Süden von Teneriffa eingetroffen, auf den Anhängern stehen top-gepflegte Räder. In Serpentinen schlängeln wir uns hoch bis zum Startpunkt oberhalb von Vilaflor, der angeblich höchsten Ortschaft Spaniens auf 1.500 Metern über dem Meer.

Bevor wir uns auf die Sättel schwingen, gibt es eine Instruktion: immer schön auf das Terrain achten und niemals nur auf einer Seite bremsen, andernfalls man eine Roulade über den Lenker dreht. Die Gänge nicht im Stand wechseln und das Trinken nicht vergessen. Eine Runde Helme, Wasserpullen und Sonnencreme für alle – und los geht’s. Es ist ein sonniger Tag im Oktober und der Himmel wolkenlos.

Schon bald biegt unsere Kolonne von der Hauptstraße in den kanarischen Kiefernwald ein. Staub wirbelt, die Reifen der anderen Fahrer verspritzen Steine. Mir dämmert, dass Markus seine Sonnengläser wohl nicht für die Coolness trägt. Meine Sonnenbrille liegt im Hotelzimmer, bleibt nur Augen zu und durch.

Oder doch lieber Augen auf, denn die Schotterpiste wird schmaler und kurviger, die Hänge fallen steil ab. Regengüsse haben Löcher in den Weg gewaschen, Steine lösen sich – Rutschgefahr. Hinter mir schlenkert ein Radler, ein anderer überholt ohne Ansage. Wenn einer von denen umfällt, hat das einen Domino-Effekt. Deshalb ist es besser, etwas Abstand zum Pulk zu halten und den Blick nicht auf das Panorama, sondern den Untergrund heften. Ganz gleich, wie entzückend die Kakteen und Drachenbäume ringsum aussehen.

Etliche Kilometer und Höhenmeter später hat sich das Massensturzrisiko erledigt: Eine weit verstreute Gruppe kündet vom Konditionsgefälle unter den Teilnehmern. Als sich die Nachhut mit Köpfen wie Kirschtomaten herangekämpft hat, kommt von unserem Anführer die erlösende Ansage: „Von hier an geht es nur noch abwärts.“

Und das stimmt. In einer berauschenden Schussfahrt sausen wir runter nach Playa de las Americas. Der Wind dröhnt in den Ohren und drückt auf die Augen. Die Asphaltstraße ist neu und nahtlos, man kann dem Drahtesel freie Zügel lassen.

Wer sich nach dieser Leistung auf einem Höhenflug wähnt, kann sich mit einem Blick in das Diga-Sports-Programm auf den Boden zurückholen: Unsere Tour, nun ja, zählt zu den leichtesten Übungen.

Infos und Buchung
Diga Sports organisiert neben Mountainbiking-Ausflügen auch Rennrad-, Wander- und Kanutouren verschiedener Länge und Schwierigkeitsgrade. Infos unter www.diga-sports.de.

Pilar Aschenbach
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