Deutschland

Tölzer Land: Weißblauer Winter

Skifahrer am Brauneck, dem Hausberg von Lenggries. Foto: Tölzer Land Tourismus

In Frau Holles oberbayerischem Reich

„Ich hatte so viel Schnee in meinem Leben noch nicht gesehen“, schrieb Thomas Mann anno 1915. Nichts hat sich geändert. Unaufhörlich schweben die Flocken vom Himmel. Das Tölzer Land will in den weißen Massen versinken. Die Bänke am Ufer des Kochelsees haben üppige kalte Polster aufgelegt. Goethe trägt eine hoch aufragende weiße Mütze. Er blickt als Denkmal auf den Walchensee, den auch König Ludwig II. liebte und Künstler wie Lovis Korinth oder Franz Marc.

Der See trägt winterliches Eisgrau mit Schneezucker-Schilf an seinen Ufern. Ein sagenumwobenes Gewässer ist der Walchensee. Ein Waller soll in ihm leben, ein riesiger Fisch, dessen Zorn das Wasser zu Flutwellen peitschen kann.

Jetzt hält der Waller Winterschlaf, und das Wetter ist genau richtig für Schneeschuhwanderungen. Leichtfüßig lässt es sich durch den Tiefschnee stapfen, am besten in breitbeinigem Seemannsgang, damit man nicht über die eigenen Füße stolpert. Schritt für Schritt setzt man im endlosen Ge?stöber, seltsam zufrieden in diesem Schneetraum, der alles Grelle und Laute erstickt.

Das oberbayerische Alpenvorland hat einiges an Wintersportprominenz hervorgebracht. Das Brauneck etwa, der Hausberg von Lenggries, war das Skidorado von Andreas und Martina Ertl, Annemarie und Hilde Gerg und Florian Eckert. Meistens aber stürzen sich hier keine Weltcupgrößen zu Tal, auch wenn der steile Garlandhang eine Herausforderung darstellt. Die anderen Pisten sind harmloser.

In Sachen Langlauf ist das Tölzer Land ein echtes Traumrevier. Rund 140 Kilometer Loipen gibt es. Die mithin schönsten liegen in der Jachenau, einem lang gestreckten Tal, das damit wirbt, ein Funkloch zu sein. Nichts für hektische Handy-Nutzer also, aber idyllisch genug, um den Rest der Welt zu vergessen, während man auf den Loipen dahingleitet.

Man will es zwar kaum glauben, aber Patricia Huppertz vom Tölzer Land Tourismus kommentiert, dass es hier durchaus nicht immer nur schneie. Die Wetterlaunen des Winters kennen auch „grüne“ Tage. Ob man sich dann hier langweilen könnte? Keinesfalls! Denn die Gegend ist gespickt mit Attraktionen. Das 2008 eröffnete Franz-Marc-Museum in Kochel am See ist ein lichtes, modernes Haus, wo Marcs knallige Pferde über die Leinwände stürmen, und der Winter auf den vielen Varianten der „Hocken im Schnee“ zurückkehrt. Durch große Glasfronten wird das Landschaftspanorama selbst zum Exponat, durchdringen sich Kunst und Natur.

In Bad Tölz locken etwa Marionettentheater und die Marktstraße mit ihren bekannten Lüftl-Malereien. Oder man fährt nach Kloster Benediktbeuern, ergötzt sich an barocken Fresken, in Ewigkeit strahlenden Engeln in der Basilika und vergisst dabei den Rest der Welt bei Schweinsbraten in Dunkelbiersoße in der Klosterschenke.

Dann schneit es draußen wieder in dicken Flocken, und es wird Zeit, den Winter aktiv zu genießen, etwa bei einer Hundeschlitten-Tour. Thomas Manns weiße Tölzer Tage blieben übrigens nicht ohne literarischen Widerhall. Sein Erlebnis inspirierte das berühmte Kapitel des Schneeabenteuers im „Zauberberg“. Weitere Informationen gibt es unter www.toelzer-land.de.
Claudia Diemar
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