Spanien

Spanien in Weiß

Viel Sonne und gute Wintersportbedingungen bis in den April hinein: die Sierra Nevada in Südspanien. Foto: hs

Wo Fernando Alonso Ski fährt: Winterurlaub auf dem „Dach Spaniens“

„Ein kalter Tag“, findet Mohamad Ngolo aus Senegal. „Tengo frio“, sagt er. Es sind zwei von zwanzig Worten, die er auf Spanisch kann: „Ich friere“. Er zieht seine brombeerfarbene Mütze mit dem weißen Schriftzug noch weiter in die Stirn. Dabei steht die Sonne hoch am Himmel. Der ist strahlend blau, auf der Plaza Andalucia ist diesen Vormittag viel los, und das Thermometer zeigt bloß vier Grad minus.

Ngolo ist Strandhändler, zieht normalerweise mit einem Bauchladen gefälschter Uhren von Badelaken zu Badelaken. Der Mann hat umgesattelt, den Winter über seinem angestammten Strandabschnitt an der 140 Kilometer entfernten Costa del Sol den Rücken gekehrt und ist ins andalusische Gebirge gewechselt. Auf 2.100 Meter Höhe hat er im Wintersportort Pradollano eine Plastikplane im Schnee ausgebreitet, darauf Handschuhe, Mützen, Schals und ein paar Ski-Helme drapiert.

Das Dach Spanien ist weiß – zumindest von November bis April: die Sierra Nevada ist das größte, höchstgelegene und beliebteste Skigebiet des Landes. Die Lifte fahren bis auf über 3.000 Meter Höhe. An schönen Tagen tummeln sich hier über zehntausend Wintersportler – bislang kaum Deutsche, vor allem Spanier, Engländer, Südamerikaner. Und solche Tage gibt es viele: weil es meist nur im November und Dezember schneit und es danach bis in den April hinein immer sonnig und klar ist – bei Temperaturen, die meist nur ein paar Grad unter dem Gefrierpunkt liegen.

Kronprinz Felipe und König Juan Carlos, beides begeisterte Wintersportler, zählen zu den Stammgästen. Sogar Madonna war ganz privat und nahezu unerkannt da. „Viele Prominente kommen hierher“, erzählt Skilehrer Pablo Ruiz de Almiron, der schon Spaniens Erfolgsskifahrerin Maria José Rienda als Elfjährige trainierte. Die Promis kombinierten Strandspaziergänge an der Costa del Sol oder Kultur- und Shopping-Trips ins 32 Kilometer entfernte Granada mit Wintersport. „Und wirklich umlagert wird nur einer: Fernando Alonso!“.

Der spanische Formel 1-Rennfahrer bevorzugt die mit 5,9 Kilometern längste Abfahrtspiste der Region und ist auch auf Skiern sofort an seinem Fahrstil zu erkennen, der sich als „ein bisschen gewagt“ umschreiben lässt. Beim Boxenstopp gibt es Tapas und Brötchen, und im Ziel muss Alonso regelmäßig Autogramme geben. Bereitwillig krakelt er seinen Namenszug wohin auch immer ihn die Fans haben wollen. Nur aus dem Après-Ski-Rummel hält er sich heraus: keine Mojitos in den Bars, keine durchtanzten Nächte in den vielen Discos. „Alonso geht früh schlafen“, erzählt jedenfalls Verkäufer Ngolo, der seinen Stand häufig vor dem Hotel des Rennfahrers an der Plaza Andalucia aufbaut. „Um acht ist der im Bett.“ Er grinst wieder und packt ein paar zusätzliche Mützen in die Auslagen.

Die italienische Skilegende Alberto Tomba ist da temperamentvoller: Vor Jahren hat er hier bei der Abfahrts-Weltmeisterschaft zwei Goldmedaillen gewonnen. Jetzt kehrt er regelmäßig an die Stätte seines großen Triumphes zurück, feiert sich selbst – und die Nächte durch. Weitere Informationen unter www.sierranevada.es.
Helge Sobik
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