Deutschland

Darum ist es am Main so schön

Miltenberg am Main bietet typisch deutsche Flussromantik ...

Churfranken: Wie sich eine Region selbst erfindet

... und Fachwerkhäuser wie aus dem Bilderbuch. Fotos: cd

Es ist schon ein rechtes Kreuz mit dem Frankentum. Ein eigenes Bundesland durfte man nicht sein, sondern wurde an das riesige Bayern angehängt. Weil aber Franken selbst nicht eben klein ausfällt, teilt es sich gemeinhin in Ober- und Unterfranken sowie Mittelfranken auf, das jedoch im Süden der Region liegt.

Die unterfränkische Gegend rund um Miltenberg firmierte touristisch lange Zeit als „Mainland Miltenberg“, womit für Einheimische und Gäste gleichermaßen klar war, was gemeint ist: das schöne Stückchen Land zwischen Spessart und Odenwald, da, wo der Main einen tiefen Zacken nach Süden zieht.

Als das Mainland Miltenberg immer mehr Gemeinden umfasste, beschloss man, dass eine neue Begrifflichkeit her müsse und gab sich den Namen Churfranken. Insgesamt zwanzig Orte, darunter Amorbach oder Großostheim, die schon ein gutes Stück vom Fluss entfernt liegen, sollten mit eingebunden sein.

Churfranken ist ein Begriff, den es weder historisch, noch geografisch oder administrativ jemals vorher gegeben hat, auch wenn die Region 600 Jahre zum kurmainzischen Besitz gehörte, dann kurz zu Baden, noch kürzer zu Hessen, um schlussendlich dem Königreich Bayern zugeschlagen zu werden. Mit „k“ vorneweg wollte man sich aber nicht schreiben, weil das ganze dann an Kuren oder Wellness hätte denken lassen können. Her also mit dem exotisch klingenden „Ch“, auch wenn man definitiv nicht zur Schweiz gehört, sondern einen Teil des „Spessart-Mainlandes“ darstellt, womit sich ein weiterer Begriff in den Reigen der Wortschöpfungen fügt.

„Churfranken“ jedenfalls ist schlicht ein nagelneuer Marketing-Begriff mit dem Ziel, „das touristische Potenzial der Gegend auszuschöpfen und die unendlichen Möglichkeiten zu nutzen“, wie es in der Selbstdarstellung heißt. Dazu gehört zum Beispiel die vom einst intensiven Kiesabbau übrig gebliebene und inzwischen renaturierte Seenlandschaft um Niedernberg. Das dortige Seehotel Niedernberg ist im Stil eines Dorfes erbaut und gehört mittlerweile zu den schönsten Tagungshotels Deutschlands.

Touristisches Zugpferd der Region ist der bereits vor zwanzig Jahren begründete „Rotweinwanderweg“, eine sich über siebzig Kilometer erstreckende Route, die viele Weinorte durchquert, wo sich die Wanderer in Häckerwirtschaften stärken können. Churfranken-Steig und ein anspruchsvoller Klettersteig bilden einen Teil des beliebten Weges durch die Reben, der auch in Mehrtagespauschalen mit Gepäcktransport erlebt werden kann.

Weil man in Churfranken mit der Zeit geht, können Tourengänger sich inzwischen auch im Internet per „interaktiver churfränkischer Wanderkarte“ mit den Wegstrecken vertraut machen. Am malerischen Ort Miltenberg, der dem Mainland seinen Namen gibt, kann aber kein Reisender vorbei. Seine Fachwerkherrlichkeit und der anmutig gekrümmte Fluss mit den Ausflugsschiffen bieten Romantik pur. Schon Elly Heuss-Knapp, die Frau des ersten Bundespräsidenten, schwärmte: „Miltenberg ist das wahre Herz Deutschlands.“ Weitere Infos stehen unter www.churfranken.de.
Claudia Diemar
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