Frankreich

Forellen und Tropfsteinhöhlen

Früchte kauft man in der Region Herault am besten frisch auf dem Markt.

Urlaub am Fuße der Cevennen in der Region Herault

Ein Landgut in der Nähe des 1.300-Seelen-Dorfes Claret. Fotos: rh

Monsieur Thiery bescherte uns der Zufall. Nach gut vierzig Kilometern auf schmalsten Sträßchen durch die steinige Hochplateaulandschaft des Parc National des Cevennes tauchte plötzlich hinter einer Kurve kurz von dem Dorf Goriès das Schild auf: truites fraiches, frische Forellen. Und darunter der Satz: Claxonez s’il vous plait – nous sommes pas loins (Bitte hupen, wir sind nicht weit).

Tüt-tüt also. Bald tritt dann auch Monsieur Thiery aus der Tür des kleinen Holzhauses und steigt hinab zu dem breiten Gebirgsbach, in dessen Bett er eine feine Forellenzucht angelegt hat.

Rasch zappelt ein halbes Dutzend Fische im Käscher. Sachkundig gesäubert, auf Eis gepackt und begleitet von zwei Flaschen Wein und einem Glas Honig, die der Besitzer der Fisch-Domaine mit dem schönen Namen Bel Air (Gute Luft) ebenfalls verkauft, landet alles im Kofferraum. Das erste Abendessen im Ferienhaus ist bereits gesichert.

Etwa 45 Minuten und ebenso viele Kurven später haben wir unser Ziel erreicht: Ein Mas, also ein ehemaliges Gehöft, einsam gelegen auf rund 350 Metern Höhe, mit Mauern aus groben Steinblöcken. Dunkel und kühl ist es in seinem Innern, die Fenster haben kaum die Größe eines Gästehandtuches. Dafür lockt zur Freude von Klein und Groß ein ordentlicher Pool auf dem Areal – und ein Baumhaus!

Außer Schwimmen und die Natur entdecken – es duftet nach Thymian und Rosmarin, reife Feigen fallen vor der Haustür vom Baum und allerlei winziges Getier krabbelt umher – ist Lesen angesagt, Schlafen, Boule-Spielen oder ein wenig Joggen.

Ganz Sportliche fahren morgens mit dem Rad die sechs Kilometer hinunter ins Dorf, um Croissants, Baguette und eine Zeitung zu kaufen. Das Dorf heißt Claret, hat rund 1.300 Seelen, weist außer Bäcker und Bureau Tabac noch einen Tante-Emma-Laden auf, ein Café, eine Handvoll Winzer und die Halle du Verre – das Glasbläser-Museum. Denn schon im 13. Jahrhundert war diese Kunst in der Gegend verbreitet.

Jahrmillionenalt hingegen sind die kunstvollen Gebilde, die die Natur in Saint Bauzille de Putois geschaffen hat: die Grottes des Demoiselles. Etwa zwanzig Minuten entfernt liegen diese Tropfsteinhöhlen von Claret. Mit einer Standseilbahn geht es hinein in die faszinierende Unterwelt voll immenser Säulenhallen aus Stalaktiten und Stalagmiten.

Nach gut einer Stunde hat die Sonne uns wieder und es geht direkt ins Wasser hinein. Genauer: ins Kajak und damit durch die Gorges de l’Herault. Sie beginnen schon bei dem Städtchen Ganges und schlängeln sich über Sainte Bauzille fast zwanzig Kilometer nach Süden.

Am nächsten Tag ruhen wir uns wieder aus am Pool unseres Mas. Irgendwann stehen dann auch noch der Markt von St. Hippolythe, die Weinstraße, Montpellier und das Meer auf dem Programm.
Rita Henß
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