Spanien

Tapas mit Banderas

Die Plaza de la Constitution mit der Calle Larios und dem Hotel Larios.

Die Hafenstadt Malaga in Andalusien ist nur für einen kurzen Stopp am Flughafen viel zu schade

Die nächste Tapas-Bar wartet schon auf einen hungrigen Besucher. Fotos: ras

Flug nach Malaga und dann ab zum Badeurlaub nach Marbella oder rein in den Mietwagen, um gleich weiter nach Ronda, Cordoba oder Granada zu fahren – das war jahrzehntelang die Reiseroute der Kunden im Malaga-Flieger. Um Malaga selbst haben die meisten einen Bogen gemacht. Zu Unrecht, denn die andalusische Hafenstadt hat sich in den vergangenen Jahren gehäutet, geputzt und aufgerüscht. Herausgekommen ist eine sehenswerte, lebendige Altstadt, durch die man stundenlang bummeln kann – Stopps in den vielen Bars und Restaurants eingerechnet.

Die meisten Straßen sind mittlerweile autofrei, so wie die Haupteinkaufsstraße Calle Larios, die sich vom Hafen zur Plaza de la Constitucion erstreckt. Was war das für ein Geschrei, als vor Jahren die Stadtoberen beschlossen haben, die Straße für den Autoverkehr zu sperren. „Wir werden alle pleitegehen“, war die einhellige Meinung der Geschäftsleute, weil die potenziellen Kunden nicht mehr direkt vor der Tür parken könnten.

Und was ist passiert? Genau das Gegenteil. Seitdem die Calle mit feinstem andalusischem Marmor gepflastert ist und Bänke zum Verweilen einladen, zieht sich während der Geschäftsöffnungszeiten ein Käuferstrom die Straße entlang, die rechts und links von Gebäuden aus der Jahrhundertwende flankiert wird. Abends wird flaniert, als gäbe es kein Morgen. Später schwirren die Nachtschwärmer zu den Kneipen und Diskotheken aus, von denen viele in fußläufiger Entfernung liegen.

Am vollsten ist es in der Calle Larios in der Karwoche. Wohl dem, der ein Zimmer im Vier-Sterne-Hotel Larios hat und den Blick auf die Prozessionen genießen kann. Einer, der jedes Jahr dabei ist und manchmal im Hotel Larios absteigt, ist Antonio Banderas. Der Hollywood-Star kommt öfter in seine Geburtstagsstadt und lässt es sich nicht nehmen, an der Prozession unerkannt als Büßer teilzunehmen.

Neben Antonio Banderas ist Pablo Picasso der zweite berühmte Sohn der Stadt. Über 150 seiner Werke sind im Museo Picasso ausgestellt. Auch sein Geburtshaus ist seit Kurzem zu besichtigen – wirklich interessant ist es aber nicht. Sehr zu empfehlen ist dagegen ein Museum in der Nähe, das „Museo del Vidrio y Cristal“, das Glas- und Kristallmuseum (www.museovidrioycristalmalaga.com).

Ein kleines Stadthaus aus dem 18. Jahrhundert hat der Historiker Gonzalo Fernandez-Prieto liebevoll restauriert und mit über Jahrhunderten gesammelten Schätzen aus dem Familienbesitz gefüllt – von der Amphore aus dem 6. Jahrhundert bis zur echten Lalique-Vase reicht das Spektrum. Und keines der wertvollen Exponate ist hinter Glas. „Ich möchte, dass sich die Besucher die Dinge ganz genau betrachten können“, sagt Fernandez-Prieto. Berühren darf man die Besitztümer aber nicht.

Und der Spanier mit englischen und deutschen Wurzeln träumt schon weiter: In der Nähe des Museums hat er eine kleine Straße gekauft, lässt die Häuser renovieren und will hier Handwerksbetriebe ansiedeln, die noch wie vor Jahrhunderten arbeiten. Sehenswert ist auch das 2010 in einer alten Tabakfabrik eingerichtete Automuseum – ebenfalls eine private Sammlung. Ein portugiesischer Unternehmer macht seine Kollektion mit 88 Modellen, die insgesamt mehr als 20 Millionen Euro wert sind, der Welt zugänglich.

Und auch die Besucher, für die Autos normalerweise Gebrauchsgegenstände sind und beim Anblick einer teuren Nobelkarosse nicht vor Ehrfurcht erstarren, können hier Stunden verbringen. Da der Mercedes von 1956, hier das Auto aus der europäischen Nachkriegsperiode, von dem immer noch niemand weiß, welche Firma es gebaut hat. Die Beschriftungen sind auf Spanisch und Englisch. Überhaupt ist in Malaga vieles auf Englisch ausgeschildert und es gibt Hinweise zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten.

Gut sind auch die Stadtrundgänge, die Malaga zu verschiedenen Themen ausgearbeitet hat – von „Auf den Spuren von Pablo Picasso“ über „Romantisch“ bis „Zeitgenössisch“. Und wenn man dann mit den Besichtigungen fertig ist, warten schon Tapas in der nächsten Bar oder am Stadtstrand Pedregalejo.Weitere Informationen im Web unter www.malagaturismo.com.
Sylvia Raschke
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