Spanien

Blaue Nächte in Palma

Lohnt sich: ein Bummel durch Palma bei Nacht. Foto: ds

Abseits vom Ballermann ist Mallorcas Hauptstadt abends meist leise

Strahlendes Licht bringt die schicken Yachten zum Glänzen, die gut vertäut auf plätschernden Wellen schaukeln. Ein Windhauch lässt die Palmwedel unterm blauen Himmel sanft schwingen. Bald taucht die Sonne hinter den Horizont, die Zeit ist wie geschaffen für einen Bummel durch Palmas Yachthafen: Es wird kühler, hektische Urlauber kommen zur Ruhe. Nur ein paar Menschen sitzen an Deck ihrer Boote, plaudern leise bei einem Glas Wein.

Ein paar Schritte entfernt liegt das Café Varadero, dessen Terrasse allen Abendschwärmern ohne Boot bei Fisch und Meeresfrüchten den Blick auf die sinkende Sonne bieten kann. Und auf das Wahrzeichen der Stadt, die hoch aufragende Kathedrale La Seu aus dem 13. Jahrhundert, deren angestrahlte Sandsteintürmchen sich im Wasserbecken widerspiegeln. Ein Hauch von Orangenblüten liegt in der Luft.

Auf der anderen Straßenseite und rund um die Placa de la Reina lockt das Gassengewirr von Palmas Altstadt Lonja, der ältesten Europas, die Besucher. Wenn die Lädchen und Boutiquen geschlossen sind, ist es eigentlich noch zu früh für Cocktails und in Tapas-Bars einzukehren, denn die Mallorquiner selbst essen traditionell spät zu Abend. Wie wäre es sozusagen als Aperitif mit einer Nachtführung, die im Sommer und Herbst um acht Uhr startet?

Die Geschichten und Legenden von Palma sind zwei Stunden voller Insider-Plaudereien zwischen Rathaus und Hafen, vorbei am Kloster Santa Clara und zum mittelalterlichen Turnierplatz Paseo del Born. Doch dank informativer Website lässt sich der Legendenweg auch allein erforschen.

In der schmalen Carrer d’Apuntadors strömen rauchige Jazzklänge aus dem urigen Jazz Voyeur Club, der früheren Bar Barcelona. Und in einer nahen Seitengasse lockt das Abaco, seit Jahrzehnten eine Institution in Palma: üppige Obst- und Golddeko, Vögel, Brunnen und klassische Musik verleihen dem uralten Stadtpalast sein spezielles Flair. Auch Nur-mal-Gucken ist erlaubt, denn günstige Cocktails gibt es anderswo. Im breiten Spektrum der zahllosen Tapas-Bars und Clubs rund um Palmas Zentrum – ein Nachtbus verbindet sie alle: made in Brasil für Salsa-Freunde, das angesagte Kaskai oder das Garito für Elektropop.

Mallorquiner treffen sich auf ein Bier auf dem Platz vor der Bar Bosch bis weit nach Mitternacht. Und wer doch eine Disko-Nacht hinlegen möchte, zieht so ab zwei Uhr morgens ins Titos oder Pacha. Bei Sonnenaufgang gibt’s dann die erste Ensaimada und Cafe con Leche in den frühen Bäckereien wie der Croissanterie Mallorca.

 

Nachtführung und Nachtbus
Der Nachtbus Bus de Nit, die Linie 41, pendelt freitags, samstags und vor Feiertagen zwischen Mitternacht und sechs Uhr alle 15 Minuten zwischen der In-Meile Passeig Maritim und Porta des Camp und kostet einen Euro pro Nacht. Weitere Informationen gibt es unter www.emtpalma.es. Die Nachtführung ist unter www.balearsculturaltour.es, „Routen Palma“ zu finden.

Dörte Saße
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