Spanien

Wo die Wolken wogen

Auf den Terrassenfeldern La Palmas werden auch Bananen angebaut. Foto: ras

La Palma: Wandertouren von der Küste hoch zum Roque

Die Wolken kriechen über den Nordrand der Caldera de Taburiente, strömen über die bewaldeten Hänge in die Tiefe zur Küste hin. Es ist der mächtige, immer wiederkehrende Wolkenwasserfall an La Palmas Nordwestküste. Dort, wo sich ausdauernde Wanderer einen Weg steil bergan suchen durch lichte, sonnendurchflutete Kiefernwälder und bis hinauf zum Rande des zehn Kilometer weiten Caldera-Kessels.

Der höchste Punkt heißt Roque de los Muchachos, ragt beachtliche 2.426 Meter über den Meeresspiegel und wird flankiert von den futuristischen Kuppeln des renommierten Weltraum-Observatoriums und von Hubschrauberlandeplätzen.

La Palma ist „La Bonita“ (die Hübsche) und die „Isla Verde“ (die grüne Insel) – mit diesen Kosenamen wird das nordwestlichste Eiland des Kanarenarchipels gerne tituliert. Ihre exponierte Lage im Atlantik setzt die Insel der Wirkung des Passatwindes aus, der manchmal auch Flugzeuge von Start oder Landung abhält.

Auf der drittkleinsten und regenreichsten der Kanarischen Inseln wächst im subtropischen Klima nahezu alles. Auf Terrassen wiegen sich Bananenstauden im lauwarmen Wind. Orangen, Avocados und Mandeln gedeihen hier ebenso wie Äpfel, Zwiebeln und Bohnen. In den Gärten blühen Nelken und Geranien, im Frühjahr taucht Ginster weite Flächen in leuchtendes Gelb. Und bizarre Drachenbäume ragen entlang der Küsten in den Himmel.

La Palma ist ein erstklassiges Wanderrevier mit wohlbeschildertem Wegenetz. Ein Eiland für stille Tage auch in urigen Ferienhäusern. Aber es ist sicher keine typische Badeinsel. Das knappe Dutzend der überschaubaren, schwarzsandigen Strände ist zwar recht ansehnlich, es kann aber nicht den kilometerlangen Surfrevieren auf Fuerteventura oder dem Dünenstrand von Playa del Ingles auf Gran Canaria Paroli bieten.

La Palma besitzt versteckte Minibuchten – und wer solch ein Plätzchen gefunden hat, behält es meist für sich alleine.Im Norden macht die grüne Insel ihrem Namen alle Ehre und ist ein wildes, grünes Blütenparadies. Der Süden – rund um Fuencaliente – ist karg und vulkanisch. Osten und Westen werden durch eine Gebirgskette getrennt – auch eine Wetterscheide. Und über diese Bergkämme führt eine der Parade-Wanderungen bis Fuencaliente: die mehrstündige Tour auf der „Ruta de los Volcanes“, der Vulkanroute.

Wanderer stapfen über tiefschwarze Lavafelder oder äugen mit wohligem Schaudern in mächtige Vulkankrater. Vor allem aber sind die Tiefblicke Richtung Küste wahrlich spektakulär, und bei gutem Wetter leuchtet von Osten das weiße Häusermeer der Hauptstadt Santa Cruz herauf.

 

Strandempfehlungen
Zu den schönsten Stränden gehören Puerto Naos, Charco Verde und Playa de Zamora an der Westküste und an der Ostküste Playa de los Cancajos. Im Nordosten wurden an zwei Stellen kleine künstliche und geschützte Pools in die Felsküste integriert. Die Plätze sind „Piscinas del Fajana“ (bei Barlovento) und „Charco Azul“ (bei Los Sauces).

Wolfgang Gessler
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