Griechenland

Ein Hauch von Swinging London

Alternatives Einkaufs- und Ausgehviertel: Laden im Psirri-Viertel. Foto: sw

Athen hat sich gemausert – die Preise fallen

Es besteht kein Zweifel: Das Stadtbild Athens hat sich zum Positiven verändert. Zur Sommerolympiade 2004 ist so viel Geld in die Stadt gepumpt worden, dass sie sich einen der modernsten Flughäfen Europas, ein Metrosystem vom Feinsten und die großzügige Umgestaltung von Parks, Plätzen und Boulevards leisten konnte.

Zur Krönung der Stadterneuerung geriet das neue Akropolis-Museum samt eigener U-Bahn-Station, das vor zwei Jahren am Fuß des berühmten Tempelhügels eröffnet wurde. Im ersten Jahr besuchten es zwei Millionen Touristen, jetzt hat sich die Zahl auf rund 1,5 Millionen pro Jahr eingependelt - das sind immerhin knapp 5.000 Besucher am Tag.

Elf Jahre lang hat Dimitrios Pandemalis, der heutige Direktor des Museums, den Neubau begleitet. Die lange Dauer hatte nicht nur mit griechischer Bürokratie und gerichtlichen Auseinandersetzungen um Enteignungen zu tun: Bei den Bauarbeiten wurden 45.000 archäologische Einzelfunde gemacht, die im Museum ausgestellt sind.

Ein Muss ist natürlich auch der Besuch der Akropolis mit Parthenon-, Erechtheion- und Niketempel. Wer der Kultur wegen nach Athen reist, wird auch in zahlreichen anderen Museen und mehreren Ausgrabungsstätten wie der griechischen Agora oder dem antiken Kerameikos-Friedhof fündig. Die Auswahl ist so groß, dass ein einziger Athen-Trip nicht annähernd ausreicht.

Wer außerhalb des antiken Marktplatzes Agora über die Andrianou-Straße bummelt, findet ein Restaurant neben dem anderen. Überhaupt haben sich im Kern Athens bemerkenswert viele, durchaus schicke Restaurants und Tavernen etabliert. Ein Bummel durch die restaurierte und sanierte Plaka, die Altstadt unterhalb der Akropolis, gleicht mitunter einem Spießroutenlaufen: Restaurantschlepper und Souvenirhändler lassen keinen Touristen passieren, ohne ihn auf ihr Angebot aufmerksam zu machen.

Zum alternativen Ausgeh- und Einkaufsviertel hat sich Psirri entwickelt, nur wenige Spazierminuten von der Andrianou-Straße entfernt. In dem engen Gassengewirr mit unzähligen Restaurants, Kneipen, Bars, Shops und Flohmarktläden kommt ein Hauch von Swinging London auf. Es gibt nichts, was man hier nicht kaufen könnte. Die Preise sind in letzter Zeit gefallen, auch für die Nebenkosten. Ein Beispiel: Zahlte man noch vor zwei Jahren vier Euro oder mehr für einen Espresso, wird er heute für 2,50 Euro serviert. "Die Hotelpreise sind sogar auf den Stand von 2001 gefallen", staunt Georgios Tsakiris, Präsident der Griechischen Hotelkammer.

Zurückgegangen ist auch die Zahl der Demonstrationen und Straßenschlachten. Tsakiris: "Früher hatten wir hier drei Demos am Tag." Das massive Polizeiaufgebot auf den Straßen Athens ist indes nicht zu übersehen. Enervierend sind in der Innenstadt die vielen fliegenden Händler aus Afrika und die bettelnden Frauen. Athen gilt als relativ sichere Stadt. Aber immer wieder werden Touristen vor Kleinkriminellen gewarnt, die in kleinen Gruppen auftreten und Urlauber um das erleichtern, was eigentlich alle in der Stadt haben wollen: ihr Geld.
Horst Schwartz
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