Portugal

Süßer Schatz in Rot und Weiß

Ein weiteres Fotomotiv: die Rabelo-Schiffe vor der Kulisse Portos.

Die größte Attraktion des Dourotals ist der Portwein

An den steilen Schieferhängen des Dourotals reift der Portwein. Fotos: stock.xchng, sl

Wer Portwein für ein viel zu süßes Getränk hält, das vor allem betagte englische Damen als Schlummertrunk glücklich macht, ist im nordportugiesischen Dourotal zwar nicht falsch, verpasst aber die Hauptattraktion dieser Region. Denn hier dreht sich fast alles um den edlen Traubensaft und Stolz der Portugiesen. Die Steilhänge, die der Douro im Laufe der Jahrtausende in die Landschaft gegraben hat, sind nahezu komplett mit Weinbergen überzogen. Nur hin und wieder sorgen ein paar Dörfer oder Korkeichenwälder für Abwechslung. Gut sichtbar thronen zwischen den Reben die strahlend weiß gestrichenen Weingüter, auf Portugiesisch Quintas genannt.

Eine davon ist die Quinta da Foz. Sie liegt idyllisch am Rande des Städtchens Pinhao, nur eine kleine Treppe und eine Fußgängerbrücke trennt sie vom Ufer des Douro. Unter dem Eingangsportal döst ein großer Hund mit viel Fell, die hauseigene Kapelle wartet auf Gäste, die für einen guten Jahrgang beten. Doch dafür ist es im April noch zu früh. Außer uns Touristen, die wir uns durch den Weinkeller führen lassen (und danach selbstverständlich ein paar Flaschen geöffnet bekommen), passiert hier gerade nicht viel.

Das wird sich im September ändern. Dann werden Hunderte Erntehelfer die roten und weißen Trauben von den steilen Schieferhängen zur Quinta bringen und sie in den großen Granitbecken mit ihren nackten Füßen zerstampfen. „Zehn bis zwölf Männer stampfen etwa drei Stunden lang, bis der Saft aus den Schalen gepresst ist“, übersetzt Reiseleiterin Adelia die Erklärungen der Dame des Hauses.

Dass der Portwein nicht einfach ein Wein wie jeder andere ist, verdankt ?er – die Portugiesen hören es nicht gerne – den Engländern. Deren König Charles II. ehelichte Mitte des 17. Jahrhunderts die portugiesische Prinzessin Catarina von Braganca und wollte den Wein, den er so zu schätzen gelernt hatte, auch in seine Heimat überführen. Da er auf der langen Seereise aber sehr schnell verdarb, wurde ihm während der Gärung reiner Weinalkohol beigesetzt. Daraufhin stieg der Alkoholgehalt auf etwa 20 Prozent, schön süß wurde er außerdem. Der englische Adel war entzückt und verlangte mehr davon.

Damals wie heute werden die Fässer zunächst nach Porto gebracht, um den Wein in den dortigen Kellereien weiter reifen zu lassen und erst dann weiter zu verschiffen. Und so liegen auch heute noch gegenüber der Altstadt die schmucken hölzernen Lastkähne, die Rabelos. Sie dienen mittlerweile allerdings zum Großteil als touristische Ausflugsschiffe, der Wein wird längst ganz unromantisch per Tanklastwagen transportiert. Dennoch: Kein Tourist, der nach Porto kommt, wird ohne ein Foto der pittoresken Schiffchen, die vor der Kulisse der Stadt auf dem Fluss schaukeln, nach Hause fahren.

Und wahrscheinlich auch nicht, ohne eine der Weinkellereien besucht zu haben. In den kalten und düsteren Gewölben lagern neben Eichenfässern, in denen aktuelle Jahrgänge reifen, auch über hundert Jahre alte Flaschen, dick zugestaubt und mit Gittern vor unbefugtem Zugriff gesichert. Und egal, wie skeptisch man vielleicht noch bis zu diesem Zeitpunkt zu dem süßen Getränk eingestellt sein mochte: Wer den pathetischen Ausformulierungen eines der Guides gelauscht hat, wird am Ende überzeugt sein, dass es keinen besseren Wein auf Erden gibt als eben den Portwein aus dem Dourotal. Cheers!
Susanne Layh
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