Deutschland

Fototapete statt Papeete

Der mit 27 Metern höchste Wasserrutschenturm Deutschlands passt locker unters Hallendach. Foto: Tropical Islands

Tropical Islands suggeriert Südsee-Urlaub in der Weite Brandenburgs

Die Kulisse erinnert an die Schlussszene des Films "Truman Show": Als Jim Carrey - nachdem er erfahren hat, dass er sein Leben lang unwissentlich Protagonist einer Reality-Show und Bewohner einer künstlichen Küstenkleinstadt war -, mit einem Segelboot einen Ausweg aus seinem goldenen Käfig sucht und auf dem Ozean plötzlich an die Wand des TV-Studios stößt.

Auch in Tropicals Islands begrenzt eine riesige Fototapete die Wassermassen eines gut 250 Meter breiten Südsee-Areals, das von echten Palmen und einem weißen Sandstrand umgeben ist. Das Körnergemisch stammt aus Malaysia, von der Ostsee und aus Brandenburg, erzählt Patrick Ullrich, der seit der Eröffnung des Freizeitparks 2004 in der Marketing- und Verkaufsabteilung tätig ist und Besucher durch die künstlich angelegte Tropenwelt führt.

Zwischen Berlin und Dresden, an der A13, wurde seinerzeit die laut Betreiber größte freitragende Halle der Welt errichtet - ursprünglich für den Bau von Zeppelinen, an die ihre ovale Form erinnert. Die Maße sind beeindruckend: 360 Meter Länge, 107 Meter Höhe, fünf Millionen Quadratmeter umbauter Raum. "Der Potsdamer Platz samt Sony Center würde hier hinein passen", liefert Ullrich einen bildhaften Vergleich.

Aus den Zeppelinen wurde nichts, stattdessen ragen die Spitzen balinesischer Holzhäuser und Palmen gen Himmel, der durch eine lichtdurchlässige Membran zu sehen ist. Diese ermöglicht den Fortbestand der etwa 50.000 tropischen Pflanzen im "größten Indoor-Regenwald der Welt". Seinen Besuchern beschert er im Extremfall einen Sonnenbrand. Wenn es Nacht wird in und über Tropical Islands, erzählt unser Guide, sind die Sterne zu sehen, nicht aber die am Rand geschlossene Hallendecke - dadurch werde "die Illusion dann perfekt".

In der künstlichen Badeerlebniswelt im brandenburgischen Nirwana wird Wert auf Authentizität gelegt: Stolz zeigt unser Guide eine Holzpforte, die ihm zufolge aus den aus Asien importierten Originalstücken besteht. Die Tierlaute, die aus den Lautsprechern zu vernehmen sind, seien ebenfalls echt, betont Ullrich. In Tropical Islands leben Fasane, Wachteln und Pfauen, im Regenwald bei der Bali-Lagune, dem zweiten Badeareal, sind Schildkröten und Haiwelse zu bestaunen. Mensch und Tier können sich hier schon mal begegnen - wie in freier Wildbahn auch. Vor dem aufblasbaren Krokodil im Sand, dem sichtbar die Puste ausgegangen ist, braucht man sich indes nicht in Acht zu nehmen. Solche Schwimmtiere werden im Strandrestaurant mit einem Kindermenü für unter zehn Euro angeboten.

Die Gastronomiepreise in Tropical Islands sind niedriger als beispielsweise im Disneyland Resort Paris. Der Eintritt in die tropische Erlebniswelt oder die 10.000 Quadratmeter große Sauna-Landschaft kostet für Erwachsene 28,50 Euro; wer beides kombiniert, zahlt 34,50 Euro. Für Kinder von 4 bis 14 Jahren werden bei beiden Varianten 23 Euro fällig, unter drei Jahren ist der Eintritt frei. Geöffnet ist Tropical Islands ganzjährig und rund um die Uhr - einzig an Weihnachten gibt es eingeschränkte Öffnungszeiten.

Die Preise für Übernachtungen variieren stark, angesichts der Vielfalt an Unterkünften. Camper finden in der Halle Zwei- und Vierbettzelte und auf dem nahe gelegenen Camping-Platz Stellplätze für Wohnmobile. Novasol ist mit Ferienwohnungen vor Ort, und das bestehende Übernachtungsangebot von derzeit rund 80 Lodges wird bis Anfang 2012 um 120 ausgebaut. Die Behausungen liegen mal als kleine Strandhäuser an der Lagune oder thronen am Rand des Regenwaldes über dem Wasserfall. Sie sind stilvoll eingerichtet und in der günstigsten Kategorie ab etwa 49 Euro auch mit einem Plumpsklo ausgestattet. Die meisten der Lodges sind klimatisiert, was sich bei der konstanten Temperatur von 26 Grad Celsius und 40 bis 60 Prozent Luftfeuchtigkeit auch empfiehlt. Wer auf jeglichen Komfort verzichten kann, hat die Möglichkeit, am Strand zu übernachten - 15 Euro kostet das Nachtlager unter nicht ganz freiem Himmel.

Die tropische Erlebniswelt wird laut Betreiber vor allem in den Wintermonaten von deutschen und polnischen Tagesgästen und Kurzurlaubern besucht. Bis zu 6.000 Menschen finden hier theoretisch Platz. Wie das in der Praxis aussieht, davon konnte man sich beim Kurzbesuch an diesem sonnigen Tag im Juli kein Bild machen.
Christofer Knaak