Spanien

Juan Carlos auf Skiern

88 Kilometer Abfahrtspisten: Winterzauber in Baqueira und Beret in den katalanischen Pyrenäen.

Im Val d'Aran in den spanischen Pyrenäen geht sogar der König wedeln

Das Wintersportzentrum Beret bietet vielfältige Möglichkeiten. Fotos: hs

Wie klingt der Winter in den Pyrenäen? Für manchen ist es das Knirschen des Schnees unter den Schuhen in den Pinienwäldern, unter den Skiern auf den Abfahrtspisten an den Hängen der bis zu 2.600 Meter hohen Gipfel über dem Val d'Aran in Katalonien. Es ist das Gebell der Schlittenhunde oben auf dem Hochplateau von Beret. Es ist das Knistern der Kaminfeuer in den Hütten mit Flamenco-Musik aus alten Radios im Hintergrund.

Für die Leute im Büro neben der Seilbahnstation von Baqueira ist der Winter in Nordspanien ein Konzert vielstimmiger Klingeltöne im Kanon von morgens früh bis abends spät - fünfeinhalb Monate lang von November bis April. Telefonistinnen nehmen dort die Anrufe entgegen: von Leuten aus dem ganzen Land, die Informationen über Schneebedingungen haben oder Skikurse buchen wollen. Und die fragen, ob denn der König schon da sei. Seine Majestät, König Juan Carlos, wedelt jeden Winter im schwarzen Dress die schwierigste Piste am Tuc de la Llanca herunter. Benannt ist sie nach Luis Arias, der dieses Skigebiet groß gemacht hat.

Meistens kommt der König mit der Familie um Weihnachten herum ins Val d'Aran, zieht in sein Haus oberhalb von Baqueira und bleibt für ein paar Wochen. "Dies ist wahrscheinlich der einzige Ort Spaniens", sagt Roberto Buil Gascon aus der Seilbahnstation, "wo Sie unseren König beim Drink an der Bar treffen, ein paar Worte mit ihm plaudern und ein Erinnerungsfoto schießen können." Besonders gern schaut Majestät im Restaurant Casa Irene in Arties vorbei und lässt Pyrenäen-Wildschweinschinken mit Orangensoße auffahren.

Das Val d'Aran misst 620 Quadratkilometer, zählt 7.800 Einwohner - die Hälfte davon im Hauptort Vielha - und es hat an den Hängen, die es umfassen, die besten und beliebtesten Skipisten Spaniens. Im Ausland ist die Region noch ein Geheimtipp, in Spanien selbst haben Baqueira und Beret denselben Klang wie anderswo Kitzbühel und St. Moritz - und auch dieselbe Menge an Promis. Penelope Cruz ist gerade abgereist, Antonio Banderas wird in Kürze erwartet. Viele reiche Spanier haben eine Wintervilla im Val d'Aran, eine Zweitwohnung in Baqueira, sind Mitglied im noblen Ski-Club.

Durch fast zwei Dutzend Tunnel führt der Weg aus dem Tiefland im Nordwesten Barcelonas hinauf in die Pyrenäen bis ins 1.400 Meter hoch gelegene Tal. Die Röhren sind gewunden, manchmal in den rohen Fels gehauen, ohne mit Beton verschalt zu sein. Es ist, als ob die Reise in Spaniens Winterwelt in Wirklichkeit in die Fantasy-Szenarien J.R.R. Tolkiens führt: auf schmalen Asphaltbändern an steilen Abgründen entlang - und die Gipfel drumherum werden wilder, gezackter, fremder.
Helge Sobik
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