Frankreich

Im Dunkeln ist gut Funkeln

Vom 8. bis 11. Dezember feiert Lyon wieder die Fete des Lumieres.

Je dunkler die Nächte, desto heller strahlt der Stern von Lyon

Fotos: A. Gratie-Mandrak/Rhone-Alpes-Tourisme, FVA Lyon

2000 Jahre Geschichte. Metropole der französischen Feinschmecker. Renaissance-Bauten, die zum Weltkulturerbe geadelt wurden. Gleich zwei Flüsse hat die Stadt, welch ein Luxus! Welch ein Überfluss an Brücken, Stegen und Promenaden, welch ein Reichtum, die Lichter der Stadt gleich doppelt gespiegelt zu sehen im flüssigen schwarzen Glas der nächtlichen Ströme Rhone und Saone: Die Laternenketten der steilen Altstadtgassen, die illuminierten Türme von Notre Dame de Fourviere und der Kathedrale, die angestrahlten modernen Fresken am Haus der Weber oder dem Haus der Bücher und zig anderer Fassaden. Eine Stadt wie ein Lichtspieltheater. Hier wurden einst die Brüder Lumiere geboren, die Erfinder des Kinos.

Wer Lyon noch intensiver strahlen sehen will, muss die Fete des Lumieres im Advent besuchen. Der Madonna sei Dank, denn ihr zu Ehren feiern die Lyoner seit mehr als 150 Jahren das funkelnde Fest. Wie das Lichterfest entstanden ist? Im 17. Jahrhundert hatte die Jungfrau die Stadt vor der Pest bewahrt, heißt es. Man war Notre Dame dafür etwas schuldig und legte ein Gelübde ab, sich zum Dank gelegentlich zu revanchieren.

Doch die Sache zog sich hin. Erst 1852, mehr als zwei Jahrhunderte nach dem Wunder, wurde die Statue der Madonna auf der Chapelle de Fourviere fertig und sollte am Tag der unbefleckten Empfängnis Mariens um sieben Uhr abends mit einem bengalischen Feuer eingeweiht werden. Doch schon eine Stunde zuvor hatten die Lyoner, wie zur Entschuldigung für die immense Verspätung bei der Einlösung ihres einstigen Gelöbnisses, die ganze Stadt mit Lichtern besteckt. Seitdem wird alljährlich gefeiert, dieses Jahr vom 8. bis 11. Dezember.

Von der traditionellen Prozession zur Fourviere-Basilika über Umzüge in Trachten bis zu modernen Son-et-Lumiere-Spektakeln reicht die Palette der Verzauberungen. Hinter zahlreichen Fenstern glimmen Kerzen. Tausende von Gläubigen tragen wie Blütenkelche geformte Windlichter zur Madonnenstatue über der Stadt. Durch die Gewölbegänge der Altstadt huschen Kinder mit bunten Lampions. Über der Place Bellecour steht ein Dom aus Laserstrahlen. Lyon weiß das Marienfest längst auch mit modernen Mitteln zu inszenieren. Die internationale Elite der Lichtkünstler versammelt sich hier, um mit allen technischen Finessen einen Rausch der Illumination zu zelebrieren. Ein Feuerwerk der Farben feiert den Triumph von Technik und Fantasie über das von der Natur verordnete Dunkel der Dezember-Nächte.

Fassaden erstrahlen in Kobaltblau, glühendem Orange oder funkelndem Gold. Bewegte Bilder huschen über altehrwürdige Mauern von Kirchen und Palästen. Im Wasser von Rhone und Saone spiegeln sich die Installationen als Doppelbilder, die von der Strömung sanft bewegt werden. An den Kais gibt es Stände mit Wein und frischen Austern. In "Bouchons" genannten Schenken werden Beaujolais und deftige Stärkungen ausgegeben. Und in den Sternerestaurants der Gourmet-Hauptstadt wird ein Feuerwerk für den Gaumen bereitet. Denn die Nächte sind lang und keineswegs nur zum Schlafen da, sondern wie gemacht, um in funkelndem Licht zu baden. Infos: www.lumieres.lyon.fr.
Claudia Diemar
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