Frankreich

Süßes St. Tropez

Ein Besuch der Zitadelle lohnt alleine schon wegen des Panoramablicks.

In dem Fischerdorf mit Filmgeschichte trifft man beim Konditor noch auf Brigitte Bardot

Mediterrane Flora gibt es an der ehemaligen Kapelle und rund um die Burganlage zu bewundern. Fotos: ck

Direkt vor der Capitainerie im Yachthafen von St. Tropez macht das Tenderboot unseres Kreuzfahrtschiffes Seabourn Quest fest. Gleich hinter dem an einen Festungsturm erinnernden Rundbau präsentiert sich rechter Hand das Sommerrevier von Stars und Sternchen zunächst weniger glamourös als gedacht: Souvenirshops und Bars reihen sich aneinander, hinter einer Kurve taucht unvermutet der "VIP Room" (www.viproom.fr) auf, offenbar ein beliebter Promiclub, wie die Fotowand an der Fassade vermuten lässt: Die Antlitze von George Clooney, Paris Hilton und Lady Gaga sind hier zu sehen.

In den Fünfziger und Sechziger Jahren lustwandelte die Bardot durch St. Tropez, ihr Konterfei findet man noch auf T-Shirts in den Boutiquen im Hafenviertel. Auch die französische Filmlegende Louis de Funes wirbelte in seiner Rolle als Gendarm einst durch die Gassen des Fischerdorfes. Von ihm findet sich hier kein Bild, dafür von berühmten Malern, wie Henri Matisse und Paul Signac. Ihre Werke können Besucher am Hafen bewundern: im Musee de l'Annonciade und auf den gen Ozean gerichteten Staffeleien der Hobbykünstler, deren bunte Leinwände einen Kontrast zum Blau des Meeres und dem Weiß der darauf liegenden Yachten bilden.

Die Kulisse der im Halbrund verlaufenden Hafenpromenade bilden sand- und ockerfarbene Häuser, deren Erdgeschosse den Gästen der Cafés, Restaurants und Eisdielen vorbehalten ist. In den wenigen oberen Stockwerken, hinter den Schatten spendenden Fensterläden, verbergen sich Wohnungen. Folgt man der Uferpromenade, gelangt man am Quai Jean Jaures auch zum Tourismusbüro von St. Tropez und schließlich zu ersten Mauerwerken der über der Stadt thronenden Zitadelle. Sie erreicht man in gut zehn Minuten durch die Altstadtgassen. Das gut 400 Jahre alte Burganlage, das St. Tropez einst im Krieg gegen Spanien schützen sollte, wird in jeweils zweijährigen Bauphasen restauriert, dennoch lohnt der Besuch - alleine schon wegen des herrlichen Ausblicks auf die Stadt, den Hafen und das Mittelmeer.

Verlässt der Besucher das historische Gemäuer über die rückseitige Straße, spaziert er an großen Kakteen und Olivenbäumen vorbei durch ein Viertel mit Ferienhäusern, die von weißem und rosafarbenem Oleander bedeckt sind. Ein Schild weist den Weg in die verschlafenen Gassen der Altstadt, lilafarbener Wuchs umrankt die Türen der pittoresken Häuser, in der Rue de la Traille scheint ein Baum aus dem Parterre eines blumenbehängten Eckhauses zu wachsen.

Auch die Schaufenster der Boutiquen und Patisserien sind Blickfänge. In einer schmalen Gasse, die vom Boulevard Vasserot zum Hafen führt, ist die Auslage der Konditorei La Tarte Tropezienne gar zu verführerisch. Ein Schokoladen-Eclair soll es sein, denn die längliche, cremegefüllte Süßspeise gelingt in französischen Backstuben deutlich besser als in denen hier zu Lande. So gut, dass es ein zweites Eclair sein muss - was hinter der Ladentheke für ein Schmunzeln, nicht aber für Verwunderung sorgt.

Schließlich verlangte auch Brigitte Bardot einst Nachschlag: Die Dreharbeiten zu ihrem Film "Und ewig lockt das Weib" fanden ganz in der Nähe der Patisserie statt und ihr Inhaber Alexandre Micka hat in den Pausen das Filmteam mit seinen frisch gebackenen Kuchen versorgt. Die Bardot schlug ihm vor, dem Kuchen einen ?besonderen Namen zu geben: "Warum nennst du ihn nicht La Tarte de Saint-Tropez?", soll sie gesagt haben. So verhalf sie dem La Tropezienne zu seiner Berühmtheit. Weitere Informationen gibt es unter www.tarte-tropezienne.com.
Christofer Knaak
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