Deutschland

Zum Teufel mit dem I-Pod

Auch abseits des Wanderwegs vermittelt das Naturparkzentrum Wissenswertes, zum Beispiel Feuermachen mit einfachen Mitteln.

Ein Naturparkzentrum in der Eifel bietet neuerdings Lauschtouren an

Unterhaltsam und informativ: Lauschtouren mit I-Pod durch die Teufelsschlucht. Fotos: Naturparkzentrum Teufelsschlucht, mc

"Ich mach euch die Hölle heiß!" droht eine diabolisch klingende Stimme. Gefolgt von einem furchteinflößenden Krachen und Donnern. Wind pfeift durch Baumkronen und bringt Baumstämme zum Wanken. Links und rechts des Wegs stehen Buchen, Fichten, Eichen. Es riecht nach feuchter Erde und Laub. Was soll man von einem deutschen Forst auch anderes erwarten? Eine Wald-und-Wiesen-Kulisse, die Kinder oftmals schon nach wenigen Minuten fragen lässt, wie lange denn die Wanderung noch dauern möge.

Doch in der Teufelsschlucht muss man nur den Schalter umlegen. Genauer gesagt, einen I-Pod einschalten. Und schon wird aus der Wanderung ein Event. Genauer gesagt eine Hörwanderung. Der tragbare MP3-Player liefert unterhaltsame Toncollagen - Wissenswertes und Spannendes rund um Natur und Kultur, Geologie und Geschichte der Südeifel. Die Besucher orientieren sich an durchnummerierten Stationen. Gelauscht wird per Kopfhörer oder bei Gruppen mit Mini-Lautsprechern. Die Geräte werden zu je 4,50 Euro im Naturparkzentrum in Ernzen ausgeliehen.

"Lauschtour in die Teufelsschlucht" nennen die Macher diese Idee. Die Landschaft in der Südeifel wartet mit sehenswerten bizarren Felsformationen auf. Bis zu 30 Meter türmen sich die schlanken Brocken auf. Eine schöne Naturkulisse, die eigentlich für sich spricht. Warum also zusätzliche Bespaßung per I-Pod? "Unsere Audiotour ist keine lärmende Dauerbeschallung, sondern ein kleiner, aber vielleicht entscheidender Mehrwert im Erleben der Umgebung", erklärt Marco Neises, der die Lauschtour konzipiert hat. Neises, ehemaliger Radiomoderator, hat die Soundclips gemeinsam mit einer Wissenschaftlerin besprochen. Die unterhaltsamen und informativen Hörfetzen wurden absichtlich kurz gehalten, um das Naturerlebnis nicht zu beinträchtigen.

Der Erfolg gibt dieser Idee Recht. Denn die Lauschtour bringt auch Bewegungsmuffel auf Trab. Sie hören dann, dass der Kalk aus Abermillionen von Muscheln und der Sand eines Urmeeres, das früher die Eifel bedeckte, die Felsen der Teufelsschlucht schuf. Oder warum auf dem Boden herumliegendes, so genanntes Totholz gar nicht tot ist, sondern vor Leben nur so wimmelt. Und warum solcherlei Unordnung wichtig für den Wald ist. Was wiederum nicht für mitgebrachten Müll gelte.

Die Lauschtour in die Teufelsschlucht gibt sich also auch durchaus pädagogisch, ohne dabei oberlehrerhaft zu wirken. Wer nämlich dabei an Audioguides denkt, wie sie etwa in Museen zum Einsatz kommen, mit knochentrockenem Lexikon-Sprech, der befindet auf dem Holzweg. Die I-Pod-Tour in der Südeifel ist zeitgemäßes Infotainment, die vorrangig die junge Klientel anspricht - aber offenbar auch bei der älteren Knickerbocker-Generation gut ankommt.

Hörwanderungen als TrendHörwanderungen scheinen gar ein Trend zu werden. Es gibt sie mittlerweile auch im Grenzgebiet zu Luxemburg, in Thüringen und neuerdings in Bayerisch-Schwaben. Die Touristiker dort haben gleich mehrere Audiotouren geordert. Die Hörwanderungen haben einen weiteren Vorteil: Sie sind, anders als Wanderführer, immer verfügbar und funktionieren bei jeder Witterung. Das Naturparkzentrum Teufelsschlucht verleiht die Geräte auch im Herbst und Winter. Und sollte es draußen doch einmal zu unwirtlich sein, dann können sich die Besucher in die Naturerkundungsstation mit Museum zurückziehen. Dort wartet ein Rundflug über das Gebiet - nicht etwa mit dem Helikopter, sondern natürlich mit dem I-Pod.

Auch sonst wartet das Naturparkzentrum mit viel Abwechslung auf: Zu dem Erlebnispark gehören noch ein Erdzeitenpark, ein Imkerhaus und ein Natur-Camp. In Workshops lernen Familien mit Kindern interessante Dinge, etwa wie vor Urzeiten mit einfachsten Mitteln Feuer gemacht wurde. Damals, als Kids noch nicht Feuer und Flamme für I-Pods waren. Infos: www.teufelsschlucht.de.
Martin Cyris