Kroatien

Wo sich Kaiser und Künstler sonnten

Zwischen Adria und Naturparks: das Seebad Opatija. Foto: gsg

Das Seebad Opatija gilt als das Cannes von Kroatien

Der Hafen des Seebades Opatija an der Adriaküste - eine Idylle in der späten Septembersonne. Segel- und Sportboote schaukeln im Hafenbecken. Am Abend nehmen betagte Fischerkähne tuckernd Kurs aufs offene Meer. Wenn sie nach Stunden zurückkehren, sind die Netze gefüllt mit dem Besten aus Kroatiens sauberen Gewässern: Forellen, Karpfen, Zander und Sardinen. Die kulinarischen Köstlichkeiten landen später wohl hergerichtet auf den Tischen der zahlreichen Restaurants und Tavernen.

Auch Blanka Lazarin, die im bekannten Feinschmecker-Stübchen Hemingway vis-à-vis der Hafenidylle ihre Gäste verwöhnt, profitiert von den Fangkünsten. Heute serviert die junge Gastronomin Fischspezialitäten vom Rost, wilden Spargel, Kastanien aus Lovran und Trüffel aus Istrien. Das fulminante Mahl bietet die rechte Grundlage für die Erkundung der Stadt - dem "Cannes" von Kroatien.

Verwinkelte Treppenstufen führen vorbei an historischen Wehrmauern, Kirchen und Klöstern hinauf zum höchsten Punkt des renommierten Bades, das 1889 zum Kurort erklärt wurde. Heute gehört das exklusive Ambiente der multikulturellen Szene. Tagesgäste aus Österreich und Italien und Ungarn sitzen genüsslich bei Kaffee und Kuchen beisammen, stets mit Blick auf mondäne Grandhotels aus der Zeit der Belle Epoque und immergrüne Gärten und Parks. Dort, wo früher die Wiener High Society lustwandelte und im gesunden Mikroklima am Fuß des Berges Ucka Erholung suchte, wurde aus Opatija ein Seebad der internationalen Gesellschaft.

Das mediterrane Flair ist in den Gassen und Straßen spürbar und erinnert an die Zeit der K.u.k.-Monarchie, als Prominente, Künstler und gekrönte Häupter den Ort für sich entdeckten. Zwar lassen bröckelnde Fassaden und verblichene Farben erkennen, dass die von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis 1914 währende Blüte des Bades schon lange der Vergangenheit angehört. Doch gerade der morbide Charme macht für viele Besucher den Reiz Optijas aus. Man kann in Häusern absteigen, wo schon Kaiser nächtigten. Die ausladenden Parks und Gärten von Pattija entstanden vor mehr als 160 Jahren, als die ersten Touristen kamen. Rund um die Benediktiner Abtei des St. Jacob wuchsen im gerade eröffneten Park damals wie heute Magnolien, Zypressen, Palmen, Bambuspflanzen und Zedern.

"Anders als in den meisten Küstenorten ruht der Gästebetrieb hier praktisch nie", unterstreicht Tourismuschef Goran Pavlovic die Bedeutung Opatijas für den Fremdenverkehr. Viele nutzen die kristallklare Adria und den angrenzenden Naturpark für sportliche Aktivitäten. Für Urlauber ohne Höhenängste warten Startplätze für Paragliding und Drachenfliegen.
Günter von Saint-George
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