Frankreich

Eine dufte Sache

Die Parfümhäuser von Grasse bieten Kurse für Touristen an.

In Grasse können Besucher ihr eigenes Parfüm komponieren

In der Umgebung von Grasse gibt es noch immer viele Blumenzüchter. Fotos: cd

Grasse gilt als Metropole der Aromen. Bis heute sollen von den "Nasen" genannten Duftspezialisten rund fünfzig allein in der südfranzösischen Stadt beheimatet sein. Noch immer auch wachsen in der Umgebung die be?gehrten Grundstoffe für die Wohlgerüche in den feinen Flakons.

Carole und Hubert Biancalana führen die Domaine de Manon, einen Zuchtbetrieb für Parfümpflanzen. Die Biancalanas haben sich auf Rosen und Jasmin spezialisiert. Die Rosen sind bereits ab Mai erntereif, der Jasmin erst im Hochsommer. Um einen einzigen Liter "Absolue" zu erhalten, den begehrten Rohstoff konzentrierten Aromas, werden Millionen von Blüten gebraucht. Ein Liter Rosenabsolut wird je nach Qualität für bis zu 20.000 Euro gehandelt. Jasmin kostet deutlich mehr. Die Biancalanas beliefern vor allem Chanel, Guerlain und Patou, ganz große Häuser also.

"Ein gutes Parfüm ist eine Sinfonie", erläutert Madame Tosello, die im Hause Fragonard Parfümkurse leitet. "Es kann Hunderte von fein abgestimmten Aromen enthalten. Dagegen ist ein Eau de Cologne nur eine einfache Melodie aus duftenden Noten." Eine solche sollen die Kursteilnehmer im Labor des Parfümherstellers komponieren. Dazu stehen Pipetten, Messgläser sowie Löschpapierstreifen zum Proberiechen bereit. Außerdem Flaschen mit den Grundessenzen: Orangendestillat aus Brasilien. Bergamotte, Mandarine und Zitrone aus Italien. Neroli aus Tunesien. Bitterorangenblätter aus Paraguay, Rosmarin aus Spanien, Eisenkraut und Lavendel aus Frankreich. Eine gute Stunde später ist der hübsche Flakon gefüllt mit der eigenen Kreation. Dann werden die frisch diplomierten Hobby-Parfümeure zu Streifzügen durch die sonnentrunkene Stadt entlassen.

Spätestens seit Patrick Süskinds "Das Parfum", ist Grasse kein Geheimtipp mehr. Scharen von Ausflüglern bevölkern die Gassen. Parterre finden sich in praktisch jedem Haus Boutiquen oder Cafés. Nur wer den Blick hebt, sieht das alte Grasse: Häuser mit noch mittelalterlichem Zierrat, Fassaden in Italienischrot, Ocker und Umbra, manche frisch restauriert, andere mit uralter Patina. Weil Handschuhe, Börsen, Gürtel und andere Lederwaren plötzlich zu duften hatten, wurden im 16. Jahrhundert aus den hiesigen Gerbern nach und nach Parfümeure. Hektarweise legte man Blumengärten an: Narzissen, Tuberosen, Hyazinthen, Orangenblüten, Lavendel und Veilchen - die Stadt badete in einer Wolke aus Wohlgerüchen. Und machte gutes Geld damit. Die Parfümeure bauten sich elegante Villen am Rand der mittelalterlichen Altstadt.

Auch das Hotel de Ponteves aus dem 17. Jahrhundert, das seit 1989 als Parfümmuseum dient, ist ein solches Anwesen. 2008 wurde das Musee International de la Parfumerie um einen Anbau ergänzt. Auf 3.500 Quadratmetern wird nun die Geschichte der Düfte inszeniert. Vom Flakon aus dem alten Ägypten über das Reisenecessaire von Marie-Antoinette bis zum zeitgenössischen Design der Düfte reicht das Spektrum. Vom Götteropfer über die Aromatherapie des Mittelalters bis zur Erotik der Aromen lässt die Ausstellung nichts aus. Die Devise lautet: Immer der Nase nach.

Claudia Diemar

 

Parfümkurse
Parfümkurse bieten alle drei großen Dufthäuser in Grasse an. Infos: www.molinard.fr, www.fragonard.fr und www.galimard.com.

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