Deutschland

Kreuzfahrtschiff der Lüfte

Sieht aus wie ein U-Boot: der Schatten des Zeppelins auf dem Bodensee. Foto: cs

Mit einem Zeppelin-Flug über den Bodensee ?erfüllen sich viele einen großen Traum

Am Check-in gibt es keine Schlange, der Warteraum ist nahezu leer und die Aufregung doch größer als vor jedem anderen Flug. Auch hier sind Nagelschere und Streichhölzer tabu, wie man bei der Sicherheitskontrolle erfährt. Eine Frau in Blau checkt Jacken und Taschen, führt die Gäste zum Gate, wo es noch einen kurzen Film zur Einstimmung auf den Zeppelin-Flug und eine Einweisung gibt. Schwimmwesten sind auch an Bord. "Keine Angst, wir haben sie noch nie gebraucht", heißt es.

Seit zehn Jahren werden am Bodensee wieder Touristenflüge mit dem neu entwickelten Zeppelin NT durchgeführt. Mehr als 120.000 Gäste sind seither von Friedrichshafen Richtung Schweizer Berge oder Insel Mainau geschwebt. Ein Dutzend Routen steht zur Wahl, die zwischen 30 und 120 Minuten dauern. Jetzt aber fliegt der Zeppelin erst einmal ein. Die Touristen drinnen knipsen eifrig nach draußen, die neuen Passagiere stehen in Zweierreihen auf dem Flugfeld und warten auf den sanften Riesen.

Am Himmel wirkt er wie eine große Zigarre, erst in Bodennähe erkennt man die wahren Dimensionen: 75 Meter lang, 19 Meter breit, 17 Meter hoch - ein Kreuzfahrtschiff der Lüfte. Der Zeppelin landet nicht, sondern schwebt wenige Zentimeter über der Erde für den fliegenden Passagierwechsel, der aus Gleichgewichtsgründen nötig ist. Zwei raus, zwei rein. Vier Minuten. Alle anschnallen. Lautes Brummen. Ab in die Luft.

Je sechs Passagiere sitzen links und rechts in einer Reihe an riesigen Panoramafenstern. Flugbegleiterin Ines Engstler stellt sich und den Piloten vor und erklärt kurz die Route: In 60 Minuten geht es von Friedrichshafen über den See zur Schweizer Seite, der Zeppelin wird Kreuzlingen und Konstanz ins Visier nehmen, weiterschweben zur Mainau, ehe er über Uhldingen und Hagnau zurückfliegt. Die Flughöhe von 300 Metern ist schnell erreicht, die ersten schnallen sich ab, gehen umher, zücken ihre Kameras. Und da ist er schon: der Bodensee. Das Wasser schimmert türkis. Ruhig und sanft scheint der See von hier oben, aber die Segelboote verraten, dass ein ordentlicher Wind geht.

Entlang der gewundenen Ufer sind Spaziergänger, Radfahrer, Inline-Skater und Sonnenanbeter zu sehen. Die Flughöhe ist ideal. Nicht zu hoch, so dass die Szenerie noch gut zu erkennen ist. Und doch hoch genug, um den Blick weit schweifen zu lassen. Die Sicht ist viel deutlicher als im Flugzeug.

Auf dem Wasser ist der Schatten des Luftschiffes zu sehen, der den Umrissen eines U-Bootes ähnelt. Allmählich kommt man ins Gespräch. John aus Florida hat zehn Jahre auf diesen Flug gewartet. Er ist Filmproduzent, hat mehrere Streifen über historische Fliegerei gedreht. "Ich bin schon alles geflogen - nur keinen Zeppelin."

Kreuzlingen und Konstanz ziehen vorbei, über der Mainau meldet sich Flugbegleiterin Engstler wieder: "Die schönste Blumeninsel der Welt." Ein Stück schwebt der Zeppelin noch am Ufer entlang, dann quert er wieder auf die andere Seite - ständig verfolgt vom U-Boot.

Christian Schreiber

Buchungsinfos
Hirschfeld Touristik aus Erfurt bietet ein Zeppelin-Arrangement an. Infos unter www.hirschfeld.de.