Deutschland

Kühe, Fachwerk, Kuckucksuhren

Typisch Schwarzwald: die Landschaft im Gutachtal.

Gutach- und Kinzigtal sind Schwarzwald wie aus dem Bilderbuch

Fachwerkjuwel: der Marktplatz von Schiltach mit der löwenverzierten Brunnensäule. Fotos: aze

Der ganze Schwarzwald unter einem Hut - einem Bollenhut, versteht sich: In den Tälern von Gutach und Kinzig lässt sich auf die gemütliche Tour all das entdecken, was so als "typisch Schwarzwald" gilt. Kuckucksuhr und knuffige Fachwerkstädtchen, Kirschtorte und Schnäpsle, Tannenhonig und Schinken, glasklare Bäche und dunkle Wälder, Geschichten von Flößern und Glasbläsern.

In der Dorotheenhütte bei Wolfach geht's heiß her: Gluthitze faucht aus dem Schmelzofen. Routiniert dreht der Glasbläser eine glühend rote Quarzsandkugel am Blasrohr. Ein mutiger Knirps aus der Besucherschar darf assistieren. Der muss nun mächtig dicke Backen machen, um genügend Luft durch das lange Rohr zu blasen. Schon bald wird aus der unförmigen Masse eine hübsche Vase, die der elfjährige "Glasbläser" stolz mit nach Hause nehmen darf. Als einzige der verbliebenen Schwarzwälder Glashütten stellt die Dorotheenhütte noch Bleikristall nach alter Tradition mundgeblasen und handgeschliffen her.

Die Flößerei stellte über Jahrhunderte einen der wichtigsten Erwerbszweige im "schwarzen Walde". Wolfach war eines der Zentren dieser Zunft. Den beinharten Gesellen und ihrer gefährlichen Arbeit widmet das Flößer- und Heimatmuseum eine spannende Ausstellung. Mehr zum Thema kann man an der frischen Luft erfahren - beim "Rundgang zu den Zeugnissen Wolfacher Flößereigeschichte".

Danach wird es Zeit für eine Verschnaufpause in der hübschen Stadt an der Kinzig. Hier plätschert ein Bachlauf gemütlich durch die Hauptstraße, rund um den Stadtbrunnen reihen sich Restaurants und Cafés. Eine gute Gelegenheit, sich doch gleich beim Genuss der weltbekannten Kirschtorte oder des würzigen Schinkens in die Geheimnisse dieser echten Schwarzwälder Spezialitäten einweihen zu lassen.

Bei einer Schönheitskonkurrenz der Fachwerkstädte in der Region hätte Schiltach mit seinen wunderbar erhaltenen Fachwerkgebäuden ganz sicher die Nase vorn. Allein der dreieckig ansteigende Marktplatz mit der löwengeschmückten Brunnensäule ist ein städtebauliches Juwel. Gegenüber lohnt sich der Besuch des Apothekermuseums. In die Zeit der Bader und Pillendreher versetzt die Biedermeier-Einrichtung im "Offizin", dem historischen Verkaufsraum mit Mörsern, Waagen, Töpfen und Tiegeln. Einen Einblick in die Welt der Alchimie vermittelt die "Rezeptur" mit Pulverabfüllmaschinen.

Wo auch immer man in den Tälern von Kinzig und Gutach unterwegs ist - überall zeigt sich der Schwarzwald von seiner schönsten Seite. Alles, was für diese Landschaft so typisch war oder noch immer ist - die mächtigen Höfe mit den tiefgezogenen Dächern, Backhaus und Bienenhaus, Sägmühle und Hammerschmiede, Strohflechter, Schindelmacher und Köhler - zeigt das Freilichtmuseum "Vogtsbauernhof" bei Gutach. Die Häuser und Werkstätten präsentieren sich derart lebensecht, als seien die Bewohner mal eben kurz aufs Feld gegangen.

Das Gutachtal ist übrigens die wahre Heimat des Bollenhutes, der in aller Welt als das Wahrzeichen des gesamten Schwarzwaldes gehandelt wird. Er ist eben eine gar zu dekorative Kopfbedeckung - doch nur Gutach, Kirnbach und Reichenbach sind die echten Bollenhut-Gemeinden.
Monika Zeller