Deutschland

Das Salz der Franken

Der Salzsee in der Frankentherme von Bad Windsheim.

Schweben wie im Toten Meer – Bad Windsheim macht es möglich

Blick von Burg Hoheneck. Fotos: cd

"Das sieht ja hier aus wie nach dem Untergang der Titanic", ruft ein Bub am Steg aus. Der Junge meint die im Wasser treibenden Gestalten mit den Schwimmkragen, die an Rettungswesten erinnern mögen. Doch hier dümpeln keine Schiffbrüchigen im Eiswasser, sondern ganz entspannte Gäste in den fast körperwarmen Fluten von Europas einzigem See, der die gleiche Salz- und Mineralienkonzentration aufweist wie das Tote Meer.

Der 760 Quadratmeter große Salzsee ist die größte Attraktion der vor sechs Jahren erbauten Frankentherme, einer fast 18.000 Quadratmeter großen Bade-, Sauna- und Wellnesslandschaft, in der sich jährlich über 400.000 Besucher tummeln. In zig Becken umschmeichelt das salzige Wasser den Körper, befreit von Stress sowie Gelenkschmerzen und macht die Atemwege frei. Es sprudelt und blubbert dabei aus Massagedüsen und tost aus Schwallduschen, als hätte Goethes Zauberlehrling hier seine Gesellenprüfung abgelegt.

Der Salzsee mit seinen 26,9 Prozent Solekonzentration kann aber noch mehr. Menschen, die an Schuppenflechte leiden, finden hier anhaltende Linderung ihrer Beschwerden. "Das fränkische Tote Meer hat damit ein echtes Alleinstellungsmerkmal", betont Hubert Seewald, der Geschäftsführer des Heilbades. Dafür wurde Bad Windsheim 2007 mit dem Deutschen Tourismuspreis ausgezeichnet.

Dabei standen die Chancen für das Projekt anfangs schlecht. Die Stadt allein hätte ein solches Vorhaben wegen der hohen Investitionskosten niemals realisieren können. Die Windsheimer behalfen sich mit einem Trick: Sie erklärten, nur die uralten Kuranlagen zeitgemäß erweitern zu wollen. Das Land Bayern gab sieben Millionen Euro zum Bau dazu und übernahm damit die Hälfte der Kosten.

Mit der Neubohrung am Stadtrand musste jedoch die alte Quelle im Kurpark verschlossen werden. Wohin aber mit Tausenden von Kubikmetern voll gesättigter Sole, die man hätte teuer entsorgen lassen müssen? Also machte man aus der Not eine Tugend und kam auf die Idee mit dem Salzsee. Man hat hier Erfahrung darin, alles richtig zu machen. Als man in ganz Franken nach einem Standort für ein Freilandmuseum suchte, bekam Bad Windsheim den Zuschlag, weil es seinen mitten in der Altstadt gelegenen historischen Bauhof nebst einer Kräuterapotheke und der Spitalkirche zum Grundstock des neu zu errichtenden Museums erklärte.

Auch das Freilandmuseum erfreut sich immenser Beliebtheit. Über 100 abgebrochene Häuser aus Mittelfranken wurden in dem fast fünfzig Hektar großen Gelände wieder errichtet. Von Mai bis Oktober werden traditionelle Handwerkstechniken wie Spinnen und Weben, Besenbinden, Korbmachen, Brotbacken und Holzschuhanfertigung gezeigt.

Einen Katzensprung von Bad Windsheim entfernt liegt Ipsheim, wo Weindozentin Stefanie Weid durch die Rebgärten führt. Frau Weid erzählt, dass hier bis vor zwei Generationen der Weinbau nur als Nebenerwerb und mit eher zweifelhafter Qualität erfolgte. 1976 entschied man sich mit knapper Mehrheit für einen professionellen Neustart. Der Erfolg gab den Mutigen Recht. "Der Wein erfindet nichts, aber er plaudert aus", schließt sie ihre Erklärungen mit einem Zitat von Friedrich Schiller.

Der Nachmittag wird wieder im Salzsee dümpelnd verträumt. Der Junge von neulich ist wieder da. Diesmal planscht er in wortlosem Glück in der Sole. Infos unter www.franken-therme.net und www.tourismus.bad-windsheim.de.
Claudia Diemar