Deutschland

Nichts für Spaziergänger

Flussromantik im Fels-Canyon: einmalige Szenerie in der Wutachschlucht

Der Schluchtensteig sorgt für dosierten Abenteuerurlaub

Schöne Aussichten laden immer wieder zu Wanderpausen ein. Fotos: rie

Mal ist wildes Rauschen zu hören, dann wieder nur ein leichtes Plätschern oder Gluckern. Und selten ist es am Ufer der Wutach auch mal ganz still. Jetzt stehen die Chancen gut, der Wasseramsel beim Gesang zuzuhören oder gar ein Exemplar der selteneren Eisvögel zu erspähen – bis die nächste Kleinfamilie oder Reisegruppe um die Ecke kommt.

Wer also wirkliche Einsamkeit in der Natur sucht, sollte die Wutachschlucht im südlichen Schwarzwald in den Sommerferien und an Wochenenden meiden. Dann wird die wildromantische Szenerie rund um den Gebirgsfluss von Ausflüglern und Wandertouristen bestürmt. Verständlich, denn die Landschaft ist einmalig. Wo sonst kann man in Deutschland durch hoch aufgeschossene Felsen-Canyons marschieren, und das auf engen Single-Trails, die wie in Stein gehauen nur wenige Zentimeter über den sprudelnden Wassermassen am Fluss entlangführen?

Das riecht nach Abenteuer, und genau auf dieses Urlaubsmotiv zielt auch der Schluchtensteig ab, in den der beliebte Wutach-Pfad quasi als Herzstück integriert wurde. Vor erst vier Jahren eröffnet, scheint der insgesamt 118 Kilometer lange Erlebnisweg, der sich von Stühlingen nahe der Schweizer Grenze quer durch den Hochschwarzwald nach Wehr schlängelt, die Wanderherzen im Sturm zu erobern. So erhielt der Schluchtensteig noch vor seinem Start im Juni 2008 das Gütesiegel „Qualitätsweg Wanderbares Deutschland“, und das Fremdenverkehrsamt Schwarzwald Tourismus konnte schon vor zwei Jahren allein mit seinen mehrtägigen Wanderpauschalen über 4.000 Übernachtungen verbuchen.

„Der Schluchtensteig lebt von seiner Ursprünglichkeit“, bringt Klaus Nieke, der den Wanderweg als Projektleiter aus der Taufe gehoben hat, das einfache Erfolgsrezept auf den Punkt. „Der Weg und die Landschaft sprechen für sich.“ Und die Vielfalt, möchte man ergänzen: Denn die Route verbindet neben der Wutach nicht nur sechs weitere, tief eingeschnittene Flusstäler, wo sich wilde Wasserfälle und märchenhafte Urwälder aneinanderreihen, sondern präsentiert auch ansonsten den Schwarzwald von seiner besten Seite: mit Erholung auf stillen Waldwegen, großartigen Fernblicken von Berggipfeln oder gemütlicher Gastfreundschaft in historischen Städtchen wie Löffingen und St. Blasien.

Auch wenn die gesamte Distanz in fünf bis sechs Tagen gut zu bewältigen ist – ein Spaziergang ist die Schluchtensteig-Wanderung nicht. Das liegt nicht nur an den insgesamt mehr als 2.500 Höhenmetern, sondern auch an anspruchsvollen Abschnitten wie den Wutachflühen, in denen die felsigen Steilwände bis zu 100 Meter tief zum Fluss abfallen, oder der engen Haslachschlucht mit schmalen Holzstegen und knackigen Anstiegen. Gefragt sind neben Kondition und Trittsicherheit an einigen Stellen auch ein Mindestmaß an Schwindelfreiheit. Nicht umsonst sind diese Etappen in Rettungssektoren eingeteilt, damit Wanderer im Falle des Falles angeben können, wo sie sich gerade befinden.

Aber zu viel Respekt vor dem jungen Schwarzwaldweg ist unnötig. Um in das wohldosierte Abenteuer in den Schluchten einzutauchen, braucht man gewiss kein Steigeisen. Gute Wanderschuhe tun es auch.

 

Infos und Buchung
Ein großer Teil der Wanderpauschalen wird direkt über Schwarzwald Tourismus gebucht. Daneben haben aber auch einige Spezialveranstalter wie Wikinger Reisen, Natours Reisen oder Pura Aktiv Reisen den Wanderweg im Programm. Weitere Infos zum Schluchtensteig gibt es im Internet unter www.schluchtensteig.de.

Thomas Riebesehl
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