Deutschland

Im Westen viel Wanderglück

Einer von 26 Traumpfaden: der Hatzenporter Laysteig entlang der Mosel.

Auf „Traumpfaden“ durch das Rhein-Mosel-Eifel-Land

Auch Kulturdenkmäler gibt es zu entdecken – hier ein Limesturm. Fotos: cd

„Wir soffen uns langsam den Fluss hinunter“, berichtete Kurt Tucholsky einst von seiner Mosel-Reise. Heute gäbe es mehr für ihn zu erleben. „Die Zeiten sind vorbei, in denen die Kegelclubs in Massen kamen, um sich hier halbtrockene Tropfen von zweifelhafter Qualität hinter die Binde zu gießen“, sagt Winzer Albrecht Gietzen. Wir treffen ihn auf dem Hatzenporter Laysteig, einem Wanderweg in den Rebgärten oberhalb der Mosel mit wunderbarem Panorama auf den Fluss.

Winzer Gietzen berichtet von der harten Arbeit der Weinbauern in den extremen Steillagen der Moselhänge, erzählt von wildem Rosmarin, duftendem Diptam und Traubenkerneichen in den aufgegebenen Lagen, von Smaragdeidechsen, die durch den Schieferbruch der Stützmauern turnen und dem Zirpen so exotischer Tierchen wie der Steppen-Sattelschrecke. Ein fast südländisches Mikroklima herrscht hier, denn der Schiefer speichert Sonnenwärme und gibt sie an Flora und Fauna ab.

Exotisch geht es auch am anderen Fluss zu, wo nahe des Rheinufers prachtvolle Falter durch das Schmetterlingshaus von Schloss Sayn gaukeln. Vor dessen Tür beginnt der Saynsteig, den schon Ritter und Römer beschritten. Rund 40 Kilometer weiter westlich, in der Eifel nämlich, sind die Wanderrouten sogar so dicht gesetzt, dass die Entscheidung schwer fällt, wo man zuerst Schusters Rappen in Marsch setzen soll.

26 „Traumpfade“ gibt es insgesamt im Rhein-Mosel-Eifel-Land. Alle Routen sind bestens beschilderte Rundwege zwischen 6,8 und 18,6 Kilometern, aufgeteilt in die Kategorien leicht, mittel und schwer, erkennbar an der Anzahl von eins bis drei Wanderstiefeln als Symbol. „Keine andere Region Deutschlands vereint auf so engem Raum so unterschiedliche und mit dem Deutschen Wandersiegel zertifizierte Wege“, schrieb die Zeitschrift „Wandermagazin“ über dieses umfassende Angebot und kürte den Traumpfad „Monrealer Ritterschlag“ in der Eifel sogar zu „Deutschlands Schönstem Wanderweg 2011“.

Die Pfade führen durch erkaltete Lava- und Basaltformationen ebenso wie durch Heidehochebenen, Wälder, Wiesen und Weinberge sowie Streuobstkulturen und parkähnliche Landschaften. Mancher Traumpfad, wie auch der Hatzenporter Laysteig, hält sogar Kletterpartien neben einer gemäßigten Wegvariante bereit. Auch Kulturdenkmäler wie das wieder aufgebaute Schloss Sayn, einen Limesturm und zig fotogene Festungen der Ritterzeit gibt es zu entdecken. So passiert zum Beispiel der „Bergschluchtenpfad“ am östlichen Moselufer die mehr als tausend Jahre alte Ehrenburg, auf der von Frühjahr bis Herbst täglich mittelalterliches Leben und Handwerk inszeniert wird.

„Traumpfade“ lautet auch der deutsche Titel des berühmtesten Romans von Bruce Chatwin, der im Inneren Australien angesiedelt ist. Aber an Chatwin und sein Werk habe man gar nicht gedacht, als man 2006 auf der Suche nach einem passenden Oberbegriff für traumhaftes Wandern in der Region war, erklärt Michael Schwippert von Rhein-Mosel-Eifel-Touristik. Doch der Name Traumpfade kam so gut an, dass mittlerweile rund 230.000 Gäste jährlich auf den 26 Wanderwegen gezählt werden.

Mit Mosel- oder Rheinwein kann man abends auf die Tour anstoßen. Der trockene Riesling „Nikolaus“ von Winzer Gietzen hätte bestimmt auch Tucholsky gefallen.



Claudia Diemar

Infos und Buchung
Weitere Informationen stehen unter www.traumpfade.info. Wanderpauschalen auf den Traumpfaden sind buchbar über Wikinger Reisen.

Anzeige