Frankreich

Reich gedeckte Tische

Heute wird es bergig: Blicke auf Gordes in der Morgensonne.

Provence: Mit dem Fahrrad zu Marmeladen- und Weinverkostungen

Provenzalisches Picknick mit Kulinaria aus der Region, zubereitet von den Reiseleitern. Fotos: jw

Schon der Dichter Petrarca soll im 14. Jahrhundert Avignon als verrucht bezeichnet haben. Ob er damit auch die Völlerei meinte, der wir uns gleich hingeben werden? Im Restaurant Mas de Moutardier nämlich, wo wir erste Bekanntschaft mit der hiesigen Küche machen. Die Vorspeise ist eine Erwähnung wert: Kalte Rote-Bete-Suppe nach Gazpacho-Art mit Blauschimmelkäse auf Toast und Apfelschnitzen.

Die Kalorien strampeln wir wieder ab. Es geht nach Maussane-les-Alpilles, wo es das angeblich beste Olivenöl der Provence gibt. In der Ölmühle Moulin Jean Marie Cornille probieren wir Fruité Noir, das sanft die Zunge umschmeichelt, das pikantere Fruite Noir Cuvee Traditionelle und das kratzige Fruite Vert. Olivenbäume, ein Erbe der Römer, soll es vier Millionen in der Provence geben. Sie begegnen uns auf den Radtouren allerorten.

Nach einem leichten Anstieg erwartet uns an der Kapelle Saint-Sixte ein farbenfrohes provenzalisches Picknick, das von den Reiseleitern zubereitet wird. Jeden Mittag schwelgen wir in Käsesorten der Region, bunten, frisch zubereiteten Salaten, dazu Würste und Desserts.

Solchermaßen gestärkt erreichen wir Cavaillon und seine aromatischen, süßen Melonen. Auch auf dem farbenfrohen Markt von Gordes sind sie zu finden, neben Bergen von glutroten Paprikaschoten, appetitlich gebündelten Würsten und Lavendel. Nur ein Fläschchen Lavendelöl verschwindet in der Radtasche, denn bergig ist die folgende Route durch ein Meer von Weinstöcken und -reben und schließlich nach Robion zur Marmeladenmanufaktur La Roumaniere. Es darf probiert werden: Feigen-, Brombeeren-, Blaubeerenmarmelade.

Wir nähern uns dem noblen Schloss von Mazan aus dem 18. Jahrhundert, das einst der Marquis de Sade bewohnte, heute Hotel und Restaurant. Blendend weiße Damastdecken und Stoffservietten zieren die Tische. Als Amuse Bouche kommt zunächst ein Schälchen Pistou, kalt servierte Gemüsesuppe mit Basilikum. Zum Abschluss des Menüs wird göttlicher Schokoladenkuchen aufgetragen. Süße Träume garantiert, selbst im Hause des Marquis de Sade!

Ein knatterndes Dreirad unterbricht die lauschige Abendstille. Die Sonne steht schon tief. Goldgelbe Blätter einer Platane rascheln im Wind. Monsieur trinkt an der Bar einen Rosé, den Blick sinnierend auf die Straße geheftet. Draußen düsen zwei Rennradfahrer vorbei und stemmen sich gegen den Mistral. "Manchmal ist er so stark, dass er den Eseln die Ohren umbiegt", erklärt der Rosé-Genießer. "Und außerdem macht er die Leute verrückt!"

Gern macht man hier den Mistral für alles verantwortlich. Doch bläst er auch so stark, dass sich keine Schädlinge an den Reben des Chateauneuf du Pape festhalten können. Das Mekka der Weinliebhaber liegt auf unserer letzten Etappe. "13 Rebsorten sind zum Anbau zugelassen, und mindestens 12,5 Prozent Alkohol muss er enthalten", erklärt die Führerin von den Domaines Mousset. Der Ruf der rubinroten Weine ist legendär.

Am Abend schlemmen wir wieder in Avignon, im Le Bain Marie, wo eine Mandel-Makrone mit geeisten Himbeeren als Dessert serviert wird. Der fruchtige Geschmack explodiert förmlich im Mund. Ein krönendes ?Finale! Was wohl Petrarca dazu gesagt hätte?

 

Radreisen in der Provence
Zahlreiche Anbieter haben Rad?reisen in der Provence im Angebot, etwa Die Landpartie, Natours, Frosch Sportreisen, Dertour und ?Biketeam Radreisen. Die beschriebene Reise "Die kulinarische ?Provence-Tour. 8 Tage - 300 km" findet sich im Programm von Weinradel. Der Veranstalter ist Partner von Thomas Cook.

Judith Weibrecht
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