Frankreich

Eine Italienerin in Frankreich

Die Baie des Anges (Bucht der Engel) in Nizza.

Nizza ist die angesagteste Metropole der Cote d’Azur

Auf den Terrassen der Restaurants werden Fisch und Meeresfrüchte zur Schau gestellt. Fotos: cd

Kurz vor der Landung legt sich der Flieger in die Kurve. Das Himmelsblau wird vom Azur des Mittelmeeres abgelöst. Unten liegt die "Bucht der Engel", dahinter die Stadt in Pastellfarben. Bienvenue à Nice, im Deutschen wie im Italienischen Nizza genannt.

Erst seit 1860 gehört die Stadt zu Frankreich. Kein Wunder also, dass ihre Altstadt mit italienischem Flair betört. Blutrot, goldocker und altrosa glänzen die Fassaden. Nizza zeigt nicht die blasierte Eitelkeit von Orten wie Cannes oder Saint-Tropez. Die Metropole der Cote d'Azur ist eine richtige Großstadt. Rund 350.000 Einwohner leben hier, fast eine weitere Million Menschen wohnen im Umland.

Aber keine Angst! In Nizza kommt keine Hektik auf, jedenfalls nicht für Reisende. Zu Fuß lässt sich die Stadt am besten entdecken. Die Bühne des Alltagslebens ist der Cours Salaya. Gegeben wird eine Operette mediterraner Lebenskunst. An den Marktständen sind Obst und Gemüse zu bukolischen Stillleben gehäuft, funkeln kandierte Früchte in allen Farben, betören Blumenbouquets mit schwerem Duft. Die Logenplätze sind auf den Terrassen der Restaurants rundum, die Fisch und Meeresfrüchte auf Eis gebettet zur Schau stellen. Wer nur kleinen Hunger verspürt, probiert eine "Socca" am Stand der legendären Theresa. Die Kichererbsenfladen gibt es für wenig Geld auf die Hand.

Dann will man näher an das Azur. "Promenade des Anglais" heißt der Laufsteg der Großstadt. Damen mit Hut und Handschuhen sowie Hündchen mit glitzernden Halsbändchen flanieren neben rastlosen Joggern. Den Namen hat der Boulevard am Meer aus jener Epoche, als das Wort "Engländer" noch für Ausländer schlechthin stand.

Schon im 18. Jahrhundert begann sich in Nizza eine englische Kolonie zu entwickeln. Andere solvente Nordeuropäer folgten, um den Winter an der Sonne und unter Palmen zu verbringen. Im 19. Jahrhundert erlebte die Stadt einen Boom. Sie erhielt ein Opernhaus von Charles Garnier, der auch die Pariser Oper baute. Dann kam der Bahnhof und mit ihm der Gleisanschluss an die große weite Welt. Elegante Hotelpaläste wie das legendäre Negresco entstanden. Man muss dort wenigstens einmal die Lobby durchquert und einen Tee genommen haben. Allein der Gemälde halber, die überall die Wände zieren.

In Sachen Kultur ist Nizza ohnehin ganz groß. Nur Paris übertrifft die Mittelmeer-Metropole mit ihren mehr als einhundertfünfzig Museen. Wenigstens eines muss man gesehen haben: das Musee d'Art Moderne et d'Art Comtemporain, schon wegen der blauen Bilder von Yves Klein.

Danach wechselt man wieder von Ultramarin zu Azur. In Höhe des Casino Ruhl führen Treppen hinunter zum gleichnamigen Strandcafé am Kieselstrand. Das Ruhl hat die bequemsten Lounge-Chairs der gesamten Cote - Sessel aus geflochtenen Bananenblättern mit Kissen darin. Die perfekte Sitzgelegenheit zum Chillen mit Blick aufs Meer. Wo sonst kann man so stilvoll bei einem Drink aufs Meer schauen und die Schönen bewundern, die sich in die Wellen werfen?
Claudia Diemar
Anzeige