Frankreich

Hugo, die Zeit und die Brüder Lumiere

Die Zitadelle wurde 2008 zum Weltkulturerbe ernannt.

Besancon: Die Unbekannte mit viel Geschichte im Osten Frankreichs

Das Musee du Temps führt durch die Blütezeit von Besancon als Zentrum der europäischen Uhrmacherindustrie. Fotos: jb

Drei Jahre lang hatte Victor Hugo, der vielleicht berühmteste Dichter und Schriftsteller Frankreichs, im luxemburgischen Vianden verbracht. Bereits seit 1935 erinnert in dem 2.000-Einwohner-Örtchen ein Museum an diesen Aufenthalt. Die meiste Zeit lebte Hugo aber in Paris, wo er mit seiner Familie am Place de Vosges residierte und ein Großteil seines Hauptwerks Les Miserables schrieb. Auch hier findet man ein Museum.

Geboren allerdings wurde Hugo 1802 in Besancon, der Hauptstadt der Region Franche-Comte im Osten Frankreichs. Mitten im Zentrum der 100.000-Einwohner-Stadt, die idyllisch in einer 180-Grad-Schleife des Flusses Doubs liegt, steht heute noch Hugos Geburtshaus. In dem stattlichen Gebäude hatte zuletzt ein verfolgter Schriftsteller aus Afghanistan eine neue Heimat gefunden. Doch nun soll auch hier ein Museum entstehen. Die Eröffnung ist für September 2013 angesetzt.

Hugo ist aber nicht der einzige berühmte Sohn Besancons. Auch die Gebrüder Lumiere, die Fotografen und Erfinder des Kinos, wurden hier geboren - gar nicht weit von Hugo entfernt, allerdings 60 Jahre später. Deren Geburtshaus beherbergt heute ein Modeatelier.

Einen ausführlichen Besuch ist indes der Granvelle-Palast wert, in dem vor zehn Jahren das Musee du Temps, das Museum der Zeit, eröffnet wurde. Es führt die Besucher durch die Blütezeit der Stadt von 1793 bis 1920, als Besancon ein Zentrum der europäischen Uhrmacherindustrie war. Zu bestaunen gibt es neben einer kompletten Geschichte der Zeit auch die "Leroy 01" von 1876, die komplizierteste mechanische Uhr der Welt mit 24 unterschiedlichen Funktionen. Der Innenhof des Museums dient im Sommer als Kulisse für Open-Air-Konzerte.

Seine Spuren hinterlassen hat in Besancon nicht zuletzt der große französische Baumeister Vauban. Die Zitadelle, die hoch über der Stadt thront und 2008 zum Weltkulturerbe ernannt wurde, gilt als schönstes Werk des Marschalls, der im 17. Jahrhundert über 30 Festungen in Frankreich und Süddeutschland errichtet hatte. Erst 1959 hatte das französische Militär die Anlage aufgegeben, die heute neben einem Zoo und weiteren Attraktionen ein interessantes Museum über die Resistance während des Zweiten Weltkriegs beherbergt.

Durch die neue Hochgeschwindigkeitsstrecke LGV Rhin-Rhone ist Besancon mittlerweile sehr leicht ab Deutschland erreichbar. Der tägliche moderne Doppelstock-TGV ist von Frankfurt aus über Karlsruhe und Straßburg nur knappe vier Stunden unterwegs. Der Schnellzug fährt allerdings nicht direkt ins Stadtzentrum. Vor den Toren Besancons wurde an der Strecke ein neuer TGV-Bahnhof gebaut, von wo es in 20 Minuten zum alten Hauptbahnhof Viotte geht.

Angeboten wird Besancon von zahlreichen Frankreich-Spezialisten und Gruppenanbietern wie Behringer und Service Reisen Giessen, aber auch von Dertour und ADAC Reisen. Hier finden sich zwei traditionsreiche Hotels, das Chateau de la Dame Blanche und das Le Sauvage, ein ehemaliges Kloster am Fuße der Zitadelle, im Individualprogramm. Kürzlich eröffnet hat im Stadtzentrum das Ibis Styles mit Park und Schwimmbad. Es firmierte einst als Novotel und wurde komplett renoviert.
Jürgen Baltes
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