Frankreich

Trüffeljagd im Schatten der Klosterruine

Das Burgund hält nicht nur Sehenswürdigkeiten wie die St. Vinzent-Kathedrale in Chalon-sur-Saone bereit, ...

Das Burgund lockt mit Delikatessen für Geist und Gaumen

... sondern auch Spezialitäten wie Trüffel. Hier Olivier Devevre mit seiner Hündin Chinouk. Fotos: cp

Die Sau ist ein Hund und heißt Chinouk. Ein geflüstertes „cherche!“ von Olivier Devevre genügt, und schon geht die Appenzeller Hündin auf Jagd, die Nase dicht über dem Boden. Ihre bevorzugte Beute: Trüffel, das schwarze Gold von Burgund.

Rund 400 Euro kann Devevre für ein Kilo der seltenen Pilze verlangen. Im vergangenen Jahr erntete er auf seiner mit Buchen-, Eichen- und Haselnussbäumchen bestandenen Plantage stolze 35 Kilo. Doch in diesem Jahr hat dem Biobauern das Wetter einen Strich durch die Rechnung gemacht. Der viele Regen im Herbst habe die Trüffel-Ernte fast vollständig vernichtet, sagt Devevre, und wie um die Worte ihres Herrchens zu unterstreichen, erschnüffelt Chinouk statt faustgroßer, schwarzer Aromabomben nur klägliche Minikrümel, die in der Hand zerbröseln.

Das Burgund ist keine liebliche Region, die es ihren Bewohnern besonders leicht macht. Der Landstrich zwischen Saone und Loire ist von rauem Charme und herber Eleganz. Im Winter toben oft eisige Winde über die Flächen. Aber diese Sperrigkeit macht das Burgund umso interessanter.

Denn für Touristen gibt es allerhand zu entdecken: etwa Chalon-sur-Saone, die unbekanntere Schwester der „Senfmetropole“ Dijon. Einst markierte die Stadt die Grenze zwischen Gallien und dem Römischen Reich. Und auch im Zweiten Weltkrieg zog sich die Demarkationslinie zwischen der freien Republik und dem von Deutschen okkupierten Frankreich quer durch die Stadt.

Trotz Kriegszerstörungen hat sich Chalon den historischen Stadtkern mit einer Vielzahl beeindruckender Steinfachwerkhäuser aus dem 17. Jahrhundert bewahrt. Besonders sehenswert: die mittelalterlichen Wohntürme, mit denen die Aristokratie ihre alles überragende Adligkeit auch architektonisch dokumentieren wollte.

Wer schließlich den mächtigen, dunklen und Ehrfurcht gebietenden Innenraum der gotischen Kathedrale St. Vinzent betritt, spürt regelrecht die Last und die Lust vergangener Jahrhunderte. Einen bunten Kontrapunkt zu so viel sakraler Schwere setzt das Straßenkünstlerfest „Chalon sur La Rue“, das allsommerlich die Stadt mit Gauklern und Akrobaten belebt.

Und dennoch: Religiosität und Burgund gehören zusammen. Das zeigt sich auch beim Besuch von Cluny. Hier stand einst die größte und bedeutendste Klosteranlage Europas. Im Jahr 910 gegründet, entwickelte sich die Benediktinerabtei zum größten Orden des Abendlandes – mit in Spitzenzeiten europaweit über 10.000 Mönchen. Die gewaltige Abteikirche bot mehreren tausend Gläubigen Platz. Nach der Französischen Revolution wurde die Anlage verkauft und der Kirchenbau als Steinbruch ruiniert. Viel ist heute daher nicht mehr übrig geblieben.

Gewaltige Spiritualität verlangt nach grandiosem Essen. Das weiß man auch in Burgund. Entsprechend deliziös wird gespeist und getrunken. Ob Weinbergschnecken oder Boeuf bourguignon, ob perlend leichter Aperitif oder ein schwerer roter Burgunder – wer an der Cote d’Or hungrig oder durstig bleibt, hat den Reiz der Region nicht verstanden.

Christian Preiser

Mit dem TGV ins Burgund
Mit dem TGV ist das Burgund von Deutschland aus in rund vier Stunden zu erreichen. Jeden Tag fährt ein doppelstöckiger Hochgeschwindigkeitszug von Frankfurt über Mannheim und Stuttgart nach Chalon-sur-Saone und weiter über Dijon bis Marseille.

Anzeige