Spanien

Schlemmen in mittelalterlichen Mauern

In Caceres wurde einst der Film „Die Eroberung des Paradieses“ mit Gerard Depardieu gedreht.

In Caceres wurde einst der Film „Die Eroberung des Paradieses“ mit Gerard Depardieu gedreht.

Spanien: Caceres in der Extremadura ist in diesem Jahr die gastronomische Hauptstadt des Landes

Die Casa de los Golfines wurde im 15. Jahrhundert erbaut.

Die Casa de los Golfines wurde im 15. Jahrhundert erbaut. Fotos: cd

Caceres ist eine perfekt inszenierte Zeitreise zwischen Mittelalter und Renaissance. Keine Reklame, kein Schaufenster, keine sonstige Installation der Moderne stört das Ensemble der Altstadt. Caceres ist filmreif. Hier wurden Streifen wie „Die Eroberung des Paradieses“ mit Gerard Depardieu als Kolumbus gedreht. Kein Landstrich Spaniens hat mehr Söhne als Konquistadoren nach Amerika geschickt wie die Extremadura im Westen der Iberischen Halbinsel.

Auf den Überresten römischer Quader errichteten die Mauren die imposante Stadtmauer. Plastisch aus den Fassaden herausmodelliert, prangen die Familienwappen über den Portalen der Paläste. Am prächtigsten präsentiert sich die im 15. Jahrhundert erbaute Casa de los Golfines. Das spanische Wort „Golfo“ für Schurke soll sich von dieser Raubritterfamilie ableiten.

Doch nirgendwo steht die Zeit still, auch in mittelalterlichen Mauern nicht. Denn Caceres ist kein spanisches Rothenburg ob der Tauber, sondern eine ganz normale Stadt mit rund 96.000 Einwohnern, davon etwa 10.000 Studenten. Der inbrünstig gefeierten Karwoche folgt alljährlich das von Peter Gabriel gegründete „World of Music Arts and Dance Festival“ sowie jeden Herbst ein Festival für Gay-Filme.

Und dieses Jahr platzt die Stadt fast vor Stolz. „Capital Espanola de la Gastronomia“ darf sie sich nennen, hat dabei als Hauptstadt des Schlemmens sogar Valencia aus dem Rennen geworfen. Seit 2012 wird alljährlich ‧eine Stadt zur Kapitale der Kulinarik gekürt. Logrono in der Rioja-Region, Burgos in Altkastilien und Vitoria-Gasteiz im Baskenland erhielten bislang diese Auszeichnung.

Caceres liegt mitten in der Extremadura, dem Land der freilaufenden schwarzen Schweine, die sich an Eicheln satt fressen und den köstlichen Jamon-Bellota-Schinken liefern. Die Region hat zudem zig Käsespezialitäten wie die cremige Torta del Casar und deftige Spezialitäten wie Schweinbäckchen, Stockfisch und Lammeintöpfen in zig Varianten. Man speist hier gut und günstig, sozusagen nach Rittersart.

Königlich aufgetischt wird im Atrio, dem besten Restaurant der gesamten Extremadura, das sich mitten in der Altstadt von Caceres befindet. Chef Tono Perez ist ein Meister der zeitgenössischen Interpretation traditioneller Gerichte. Man kann hier auch übernachten, in 14 elegant-modernen Zimmern auf Fünf-Sterne-Niveau, und von der Dachterrasse aus den Störchen in die Nester schauen, während man sich im Minatur-Pool erfrischt.

Günstiger, aber auch mit modern-regionalem Akzent, speist man im Restaurante-Taperia Cayena an der Plaza Mayor. Traditionelle lokale Spezialitäten auf hohem Niveau gibt es im El Madruelo oder im El Figon de Eustaquio an der Plaza de San Juan. In diesem Jahr sollen in vielen Restaurants besondere Menüs zu attraktiven Preisen angeboten werden.

Wie überall abseits der Küsten, setzt man sich auch im iberischen Westen erst frühestens um neun Uhr abends zu Tisch. Dann aber wird getafelt bis nach Mitternacht.

Weitere Informationen findet man unter www.capitalespanoladelagastronomia.es und www.stadtlandextremadura.de.

Claudia Diemar