Spanien

Eine Römerin in Spanien

Hier ist immer etwas los: der Plaza Mayor in Merida, der Hauptstadt der spanischen Provinz Extremadura

Hier ist immer etwas los: der Plaza Mayor in Merida, der Hauptstadt der spanischen Provinz Extremadura

Extremadura: Merida war schon in antiker Zeit reizvoll

Im Teatro Romano gibt es heute noch Konzerte.

Im Teatro Romano gibt es heute noch Konzerte. Fotos: cd

Was für ein Leben! Theater, Tempel, Thermen – an nichts fehlt es den alten Kämpfern der siegreichen Legionen. Um 25 vor Christus ließ ihnen Kaiser Augustus eine nagelneue Seniorenresidenz in Spaniens Westen bauen. Die iberische Halbinsel war komplett erobert und damit endlich Zeit, das Leben zu genießen. Fertiggestellt zählte die elegante Stadt namens Eremita Augusta 40.000 Bürger. Das heutige ‧Merida hat knapp 60.000 Einwohner und ist die Hauptstadt der Region Extremadura an der Grenze zu Portugal.

Ein Platz als öffentlicher Salon
Spanisches Rom wird die Stadt oft genannt. Ab 1910 begannen die Ausgrabungen und noch heute lädt der Verein „Amigos de Merida“ alljährlich junge Archäologen zu Grabungen ein. Tagsüber puzzeln sie Scherben aus der roten Erde, gegen Abend sitzen sie auf der Plaza Mayor, dem modernen öffentlichen Salon der Stadt.

In jeder der vier Ecken der Plaza findet sich ein Terrassencafé, in der Mitte sprudelt ein Brunnen mit in Tritonmuscheln blasenden Putti. Das Wasser rauscht, die Passanten schwatzen und lachen, Kinder verfolgen sich kreischend auf Rollern und Skateboards. Und auf dem First des Rathauses sitzt ein Storch und klappert. Von früh bis spät herrscht hier pralles Leben.

Die nahe gelegene Brücke der alten Lateiner über den Rio Guadiana ist noch vollständig intakt. Über fast 800 Meter spannen sich die Bögen über die Flussauen der längsten erhaltenen Römerbrücke weltweit dahin.

Seit einer Generation dient sie allerdings nur noch den Spaziergängern als Promenade mit Blick über die Flussauen des Guadiana. Der Verkehr rollt über eine kühne weiße Stahlkonstruktion von Stararchitekt Santiago Calatrava in die uralte Stadt, die mit Resten aus der glanzvollen römischen Epoche regelrecht durchsetzt ist.

Überall finden sich alte Mauern und Säulen. Man biegt um eine Ecke und steht unversehens vor einem Dianatempel, Teilen des Forums oder einem Aquädukt. Das schönste Stück ist freilich das Theater mit doppelstöckigen, blau schimmernden korinthischen Marmorsäulen. Gleich nebenan liegt das ovale Amphitheater, dessen ‧tiefergelegter Mittelteil bis zu den Ausgrabungen als Kuhtränke genutzt wurde. Ganz in der Nähe finden sich die Überreste luxuriöser römischer Villen mit herrlichen Mosaikfußböden.

Kunst, Kultur und Tapas
Die Präsentation von weiteren Ausgrabungen, Statuen, Münzen und kostbarem Schmuck erfolgt in einem architektonisch reizvollen modernen Museumsbau. Doch der Mensch lebt nicht von der Kunst allein. In unmittelbarer Nachbarschaft des Museo de Arte Romano ist für kulinarische Stärkung gesorgt. In der verkehrsberuhigten Calle Jose Ramon Melida finden sich Tapas-Bars mit Käsespezialitäten und köstlichem Schinken von den schwarzen Schweinen, für den die Extremadura berühmt ist.

Wenn die archäologischen Stätten schließen und nicht gerade ein Konzert im Teatro Romano gegeben wird, senkt sich die Stille über die Ruinen. Auf der Plaza Mayor dagegen herrscht bis weit nach Mitternacht Trubel. Irgendwann kehrt auch dort Ruhe ein – bis die Straßenreinigung früh morgens den Platz mit zischenden Schläuchen abspritzt. Nicht nur die alten Römer waren reinlich. Weitere Infos unter www.turismoextremadura.com.
Claudia Diemar