Spanien

Cadiz: Unbekannte Schöne

Die Kathedrale von Cadiz wurde mit zwei verschiedenfarbigen Kalksteinsorten gebaut.

Die Kathedrale von Cadiz wurde mit zwei verschiedenfarbigen Kalksteinsorten gebaut.

Andalusien: Lustwandeln zwischen Kathedralen und Cafés

Fangfrische Meerestiere in der Markthalle

Fangfrische Meerestiere in der Markthalle. Fotos: ras

Sherry-Bodegas in Jerez, die Alhambra in Granada, die Kathedrale in Sevilla, die Brücke über den Tajo in Ronda – in Andalusien gibt es viel zu bestaunen. Aber mit einem Alleinstellungsmerkmal kann nur Cadiz an der Atlantikküste auftrumpfen.

In einer der ältesten Städte Europas wurde am 19. März 1812 die erste spanische Verfassung ausgerufen. Im Volksmund heißt diese „La Pepa“, weil der 19. März der Namenstag von Josef ist. Und der spanische Spitzname für Josef ist Pepe, im Katalanischen wird – so wie beim Bayern-München-Trainer – aus Josep dann Pep

Aber zurück zu Cadiz. Jahrhundertelang starteten hier und im Nachbarhafen Puerto de Santa Maria die spanischen Handelsschiffe in die Neue Welt, kamen voll‧‧be‧laden wieder und ließen eine prächtige Stadt entstehen. Cadiz wurde so wichtig, dass man 1717 die Handelsbörse von Sevilla hierher verlegte. Heute kommen neben Handels- vorzugsweise Kreuzfahrtschiffe. Sie legen direkt an der Altstadt an, die sich auf einer Landzunge befindet.

Stadtpalast in Tabakfabrik
Gegenüber vom Hafen liegt der Stadtpalast, eine ehemalige Tabakfabrik. Wenige Schritte sind es bis zum Platz, der vom Denkmal für den spanischen Politiker Segismundo Moret und dem Rathaus beherrscht wird, einem Gebäude aus der Blütezeit im 18. Jahrhundert.

Aus dieser Epoche stammt auch die Kathedrale von Cadiz. Ungewöhnlich ist die Bauweise in Barock und Klassi‧zismus sowie die Ausführung mit zwei verschiedenfarbigen Steinsorten: Unten wurde mit bräunlichem Muschelkalkstein gebaut, dem das feuchte Klima wenig anhaben kann. Oben befindet sich gewöhnlicher Kalkstein, der unter der Hitze leidet und deshalb bröckelt. Höhepunkte sind hier die Prozessionen in der Karwoche und an Fronleichnam.

Auf der Stirnseite der Plaza San Antonio thront die gleichnamige Kirche, drei Wachtürme schützen den Platz. Früher wollte jeder Händler seinen eigenen Turm, konnte man doch so sehen, wenn die eigenen Schiffe in den Hafen einliefen. Von den einst 162 Türmen gibt es noch 126, fast alle sind in Privatbesitz. Besichtigen kann man nur den Torre Tavira mit der Camera Obscura, eine Art begehbare Lochkamera.

Blumenpracht auf dem Markt
Sehenswert ist auch das im Mudejar-Stil erbaute Theater Falla, das nach dem Komponisten Manuel de Falla ‧benannt wurde, der aus Cadiz stammt.
Auf der Plaza de Topete, im Volksmund Blumenplatz genannt, reiht sich ein Blumenstand an den nächsten. Überragt wird der Platz von einem fast 90 Jahre alten Postamt. Neuer ist dagegen die Markthalle Abastos, in der die Händler ab neun Uhr frische Meerestiere und Früchte anbieten. Außerdem reihen sich in den schmalen Gassen der Altstadt viele schöne Cafés und Geschäfte aneinander. Hier flanieren Urlauber, aber vor allem Einheimische und Studenten.

Verlaufen ist in Cadiz unmöglich, nicht nur, weil die Altstadt so klein ist. Es gibt überall Hinweisschilder auf wichtige Bauwerke, die auf Spanisch und Englisch erklärt werden. Überlaufen ist Cadiz nur zum Karneval, wenn tagelang ausgelassen gefeiert wird. Die Stadt ist zu jeder Jahreszeit einen Ausflug wert. Knapp 30 Minuten dauert die Fahrt von der Costa de la Luz.
Sylvia Raschke
Anzeige