Wie in Dalyan der Öko-Tourismus in der Praxis umgesetzt wird
Der Weg nach Dalyan ist von Zitrus- und Granatapfelplantagen gesäumt. Mitte der 80er Jahre war der Ort an der Ägäis ein verschlafenes Fischerdorf. Heute präsentiert er sich mit Restaurants, Boutique-Hotels und Pensionen.Vom Massentourismus ist dennoch wenig zu spüren. Dank Schlamm und Schildkröten hielt hier der Öko-Tourismus Einzug. Genau diese Attraktionen stehen bei vielen Urlaubern auf dem Ausflugsprogramm.
Selbst Sting war schon da
Von Dalyan geht es zuerst per Boot durch verschlungene Wasserkanäle zum Schlammbad. Die touristische Infrastruktur vor Ort stimmt: Kiosk, Souvenirladen und Duschen. Immerhin strömen täglich bis zu 1.000 Gäste ins Schlammbad. Darunter auch Prominente: Am Eingang wird mit Fotos von Super-Model Naomi Campbell, dem Musiker Sting und Dustin Hoffman geworben.
Ein Bad im Schlamm soll bei Herz-Kreislauf-Störungen und Rheuma helfen. Das ist medizinisch bewiesen. Der wahre Grund für den Besuch dürfte oft aber neben dem Erlebnis an sich folgender sein: Angeblich verjüngt das Bad die Haut um zehn Jahre. Das ist hingegen nicht medizinisch bewiesen.
Gespeist wird das Thermalbecken, das neben dem Schlammbad eingerichtet wurde, von schwefelhaltigem, bis zu 40 Grad warmem Quellwasser. Das hat Folgen: Zum einen ist der Geruch von faulen Eiern allgegenwärtig. Zum anderen sollte vor dem Bad jeglicher Silberschmuck abgelegt werden. Sonst oxidiert das Silber und verfärbt sich schwarz.
Im Becken reiben die Gäste ihre Körper zunächst mit Schlamm ein. Dieser muss dann mindestens zehn Minuten trocknen, bevor man duscht und sich im heißen Thermalbecken erholt.
Um Jahre verjüngt besteigen wir erneut das Boot, fahren an den lykischen Felsengräbern aus dem vierten Jahrhundert vor Christus vorbei. Der Skipper steuert durch ein riesiges Schilfdelta, in dem Eisvögel leben. Nach einer Stunde erreichen wir den idyllisch gelegenen Iztuzu-Sandstrand, der im Norden vom Fluss und im Süden vom Mittelmeer eingerahmt wird.
Die Schildkröten von Iztuzu
Der fünf Kilometer lange Küstenabschnitt ist als Schildkrötenstrand bekannt. Denn hier haben die Karettschildkröten ihre Nistplätze. Jedes Frühjahr kommen sie an den Strand, wo sie sich paaren und die Muttertiere ihre Eier ablegen. Leider ist die Überlebensquote der Babyschildkröte gering – nur drei von 1.000 überleben. Sie verlassen Ende Oktober mit ihren Eltern die türkische Ägäis und schwimmen zum Teil bis nach Tunesien.
Touristen bekommen die bis zu 90 Kilogramm schweren Schildkröten selten zu Gesicht. Die nachtaktiven Tiere verkriechen sich tagsüber. Das ist auch gut so – denn die Menschen sorgen für mächtig Trubel: Vor allem für Familien ist der Strand ein Paradies.