Rimini: Der Geburtsort Federico Fellinis erlebt eine Renaissance.
Früher Morgen am Strand von Rimini. Jogger setzen Schritte auf den festen Sand. Rettungsschwimmer klettern auf ihre Hochsitze. Und Bademeister Gabriele Pagliarani sieht bereits nach dem Rechten in seinem „Bagno“. Seit mehr als 30 Jahren gebietet er von Frühjahr bis Herbst über mehr als 1.000 Sonnenliegen. Er klopft männlichen Urlaubern auf die Schulter und macht den Damen Komplimente. Gabriele, genannt Gabri, kennt jeden und weiß über alles Bescheid.
Rimini hat 15 Kilometer Strand. Nur fünf kurze Abschnitte davon sind frei zugänglich. Dort darf man sich mit seinem Handtuch gebührenfrei im Sand niederlassen. Der große Rest des Küstenstreifens ist dagegen „möbliert“ – wie überall an der italienischen Adria. Mit Liegestuhlreihen, Sonnenschirmen, Umkleidekabinen und allem, was in den „Bagni“ genannten Strandabschnitten sonst noch dazu gehört. Der Strand fällt überall flach ab, das seichte Wasser ist für Kinder ideal und schon im Juni lauwarm.
Bagnino Gabri schwärmt von den glorreichen Achtzigern. Damals kamen scharenweise blonde „Wikingerinnen“ aus Schweden mit Charterfliegern. Es war das letzte Boom-Jahrzehnt dieses Küstenstreifens, den die Deutschen ab den 1960ern als „Teutonengrill“ bekannt gemacht hatten. Doch Rimini ist mehr als ein Badeort mit Liegestuhlreihen. Viele der historischen Bauten wie die Tiberiusbrücke und das Augustustor gehen bis auf die Römerzeit zurück. Der fast 3.000 Jahre alte Ort mit heute knapp 150.000 Einwohnern ist eine vitale Provinzkapitale mit reichem Kulturangebot.
Der umtriebige Bürgermeister Andrea Gnassi hat die Stadt mit zeitgemäßen Sport- und Kulturevents wie der „Notte Rosa“ wieder für Einheimische wie Gäste attraktiv gemacht. Alljährlich Anfang Juli feiert die Stadt mit der „rosaroten Nacht“ ein gigantisches Sommerfest.
Federico Fellini ist der berühmteste Sohn der Stadt
Berühmtester Sohn der Stadt ist Federico Fellini, der hier 1920 geboren wurde. Mit seinem Film „Amarcord“ hat der legendäre Regisseur seiner Heimat ein Denkmal gesetzt. Da ist das unsterbliche Grand Hotel, ein Gebäude wie eine Diva, dessen Gäste der kleine Federico einst vom Zaun aus bestaunte. Da ist das bildschön renovierte Cinema Fulgor, ein Kinopalast im Art-Deco-Stil, in dem Fellini erste cineastische Erfahrungen machte. Man kann hier wieder seine Filme sehen oder im darüber liegenden Museum Leben und Werk des Regisseurs nachspüren. Da ist das einstige Fischerviertel Borgo San Giuliano mit seinen rund 50 Wandgemälden mit Szenen aus den Streifen Fellinis. Und selbst das halb zerfallene Castel Sismondo, eine Burg aus der Renaissancezeit, wurde zum 100. Fellini-Geburtstag in eine virtuelle felllineske Erlebniswelt umgestaltet.
Bademeister Gabri zählt auch Francesca Fabbri-Fellini, die Nichte des berühmten Regisseurs, zu seinen Stammgästen. „Wenn mein Onkel Dich gekannt hätte, wärst Du sicher eine Figur in seinen Filmen geworden“, hat sie einmal zu Gabri gesagt. Der Mythos lebt.