Seychellen

Papa, wo sind die Piraten?

Auch im 30 ­Zentimeter tiefen Wasser kann man Ausschau nach Fischen ­halten

Auch im 30 ­Zentimeter tiefen Wasser kann man Ausschau nach Fischen ­halten. Foto: LRPhotographies / iStockphoto

Die Seychellen sind nicht nur ein Traumziel für Flitterwöchner. Auch Familien finden hier eine Auszeit in üppiger tropischer Natur

Heiß geliebt und streng geschützt sind die ­Riesenschildkröten auf den Seychellen

Heiß geliebt und streng geschützt sind die ­Riesenschildkröten auf den Seychellen. Foto: Ram Malis

Wenn die Giganten von Moyenne sprechen könnten, was würden sie den Touristen erzählen? Die Welt war noch eine andere, als die älteste Riesenschildkröte der Insel aus dem Ei kroch. Wenn man in die von tiefen Falten 
gerahmten Augen des vielleicht 100-Jährigen blickt – ein Fels von einem Tier – man wüsste gerne, welche Geschichten er mit seinem schweren Panzer durch das Unterholz seines Eilands schleppt. Fast täglich tauchen heute Grüppchen von Fremden auf der kleinen Seychellen-Insel auf, häufig verliebte Pärchen auf Honeymoon-Reise. Doch in letzter Zeit kraulen immer wieder auch kleine Kinder den Riesenschildkröten sanft die zerfurchte Greisenhaut am Nacken. 

In den letzten Jahren haben die Touristiker der Seychellen und eine wachsende Zahl an Hotels auch Familien als Zielgruppe entdeckt. Einige bieten inzwischen auch Kids Clubs und spezielle Family 
Packages an.

Für jede Generation gibt es etwas zu entdecken

„Kinder sehen die Inseln mit ganz anderen Augen“, sagt Hardrah Bathilde, „die Seychellen sind einfach wie geschaffen für Familien.” Die Naturführerin 
begleitet Touristen in die Nationalparks ihrer Heimat und erklärt ihnen bedrohte Tier- und Pflanzenarten. Geduldig beantwortet sie auch die Fragen der Kleinsten. Wie schnell kommt eine Riesenschildkröte voran? Wie schwer wird eine Seychellennuss? Und wo hat der berühmte Pirat La Buse seine Schätze versteckt? „Hier gibt es für jede Generation etwas zu entdecken“, sagt die 22-Jährige.

Im Ste-Anne-Marine-Nationalpark unweit der Hauptinsel Mahé liegen sieben Inselchen, die jede für sich ihre eigenen Entdeckungen für Familien birgt. Mit der Einrichtung des Naturschutzgebiets für die Meeresfauna begann auf den Seychellen vor genau 50 Jahren die Entwicklung hin zum späteren Öko-Luxustourismus-Ziel. Seither versuchen die Seychellen einen Spagat zwischen hehren Naturschutzzielen und exklusiven Robinsonaden für 
Besserverdiener aus aller Welt.

Wie Indiana Jones

Auf Sainte Anne wurde ein alterndes Strandresort in einen Club Med umgewandelt. Während sich die jüngsten Kinder im Kids Club austoben, die älteren schnorcheln oder den Dschungel durchstreifen, gönnen sich die Eltern in der Beach Lounge Bar 
einen „Coco d’ Amour”, einen honigsüßen Daiquiri aus Rum, Kokoslikör und Limetten. An den Stränden der wilden Ostküste legen noch immer Meeresschildkröten ihre Eier ab. Im Westen haben Kinder die vom Dschungel überwucherten Bauten aus der Kolonialzeit zum Erforschen meist ganz für sich 
allein. Hier dürfen sie sich ein wenig wie Indiana Jones auf der Spur von Piraten fühlen. 

„Wir möchten Familien nicht nur Spaß bieten, sondern ihnen auch die Natur näherbringen“, sagt Amrita Pai. „Gerade Kinder möchten gerne wissen, wie sie sich für den Erhalt der Flora und Fauna einsetzen können.“ Die indische Meeresbiologin arbeitet für die Initiative WiseOceans, die durch Vorträge und geführte Ausflüge Urlauber für den Schutz der Meere gewinnen will.

Gerade ist sie mit einer Gruppe auf einer Schnorcheltour zwischen den Inseln Sainte Anne und Moyenne. Den Kindern und Jugendlichen nennt sie die Namen der Fische und erklärt ihre Funktion für das Ökosystem. „Wenn Touristen verstehen, dass 
sie selbst Anteil am Erhalt der Korallenriffe und Meeresfauna haben können, ist das immerhin ein kleiner Beitrag zum Umweltschutz“, sagt Pai.

Win Schumacher
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