Kreuzfahrten

Fette Sounds auf hoher See

Deutschlands kleinstes Hochseeschiff macht für seinen Aufenthalt in London
an der ausgemusterten HMS Belfast von der Royal Navy fest

Deutschlands kleinstes Hochseeschiff macht für seinen Aufenthalt in London
an der ausgemusterten HMS Belfast von der Royal Navy fest

Plantours: Rock-Kreuzfahrt mit Tower-Bridge-Passage lockt Neukunden

Passt genau: Die Hamburg ist so schlank, dass sie die Tower Bridge passieren kann

Passt genau: Die Hamburg ist so schlank, dass sie die Tower Bridge passieren kann

„Jupp“ Bauer (Mitte) von den „Lords“ mit 
 typischen „Rock The Boat“-­Passagieren

„Jupp“ Bauer (Mitte) von den „Lords“ mit 
 typischen „Rock The Boat“-­Passagieren

„Würden wir glatt wieder machen“, so das Fazit eines Ehepaares am letzten Tag an Bord. Zu Beginn der sechstägigen Kreuzfahrt mit der Hamburg bestanden die beiden Paderborner noch darauf, mit Schiffsreisen so gar nichts am Hut zu haben. Camper seien sie. Aber auch: Musik-Fans. Und so wagten sie es und entschlossen sich zu der Themenkreuzfahrt „Rock The Boat“ mit Deutschlands kleinstem Hochseekreuzer ab / bis Hamburg und Halt im Herzen der britischen Hauptstadt London.

Es war die zweite Auflage von „Rock The Boat“ nach der erfolgreichen Premiere im Sommer 2019. Mit an Bord: die Beat-Ikonen „The Lords“, die als weltweit dienstälteste Rock-Band gelten, und die Glamour-Hippies von „Sweety Glitter & the Sweethearts“.

Oliver Steuber, Chef des Veranstalters Plantours Kreuzfahrten mit Sitz in Bremen, setzt auf Gäste wie die zwei „Bekehrten“. Ihm zufolge liegt bei „normalen“ Touren der Stammkundenanteil bei rund 60 Prozent. Bei der Rock Cruise sei er auf gut 40 Prozent gesunken. Der Rest sind nicht ­selten Neukunden, die entweder die 2020 teil­renovierte Hamburg noch nicht kennen, oder gar noch nie eine Kreuzfahrt unternommen ­haben.

Zählbarer Neukunden-Erfolg

„Der Vorteil von diesen Kurzreisen“, weiß ­Steuber, „ist, dass die Gäste unser Schiff und die Unterschiede zu den großen Cruiselinern kennen­lernen“. Ihm zufolge seien 25 Prozent der 
rund 400 Passagiere, die auf der Hamburg maximal Platz finden, nach der ersten Auflage von „Rock The Boat“ zu „Wiederholungstätern“ ­geworden und hätten weitere Plantours-Reisen gebucht – auch ohne Rock-Bands an Bord.

Vor allem der Expeditionscharakter der Hamburg tut es demnach vielen Gästen an. Wenig Passagiere – das sorgt für ein familiäres Klima während der Reise.
Zudem erlaubt die kleine Größe der Hamburg überhaupt erst die speziellen Routen, auf denen sie kreuzt. So muss sie in London nicht etwa weit außerhalb in Greenwich festmachen wie die ­allermeisten Schiffe.

Die Hamburg bahnt sich ihren Weg, Themse aufwärts, bis zur Tower Bridge. Dort öffnet die ikonische Brücke extra für den kleinen Plantours-Kreuzer, der nach der Durchfahrt dann ­direkt an dem ehemaligen Kriegs- und heutigen Museumsschiff HMS Belfast vertäut wird. Von dort pendeln Tenderboote ans Themseufer vis-à-vis, sodass Gäste nach Lust und Laune und gänzlich ohne weiten Weg das Zentrum ­Londons erkunden können.

Ausflüge in die Rock-Geschichte

Landausflüge führen zu den wichtigsten Orten der Rock-Geschichte in London – etwa zu den Abbey Road Studios, in denen die Beatles fast ­alle ihrer Alben aufgenommen haben. Fans können dort auch das kultige LP-Cover auf dem berühmtesten Zebrastreifen der Welt nachstellen.

Zurück an Bord lockt wieder Live-Musik die Passagiere auf die Tanzfläche – Alter spielt ­dabei keine Rolle. „The Lords“ machen es vor: Front-Mann „Leo“ Lietz spielt seit Gründung 1959 Gitarre in der Band.

Beim Auslaufen aus London am Abend darauf sorgt „Rock The Boat“-Veranstalter und Schiffs-DJ Uwe Bahn für Gänsehaut. Der NDR-Moderator, der auch die Rockliner-Fahrten mit Udo Lindenberg an Bord der Schiffe von TUI Cruises organisiert hat, untermalt das Tower-Bridge-Manöver mit Pink Floyds Rock-Hymne „Shine On You Crazy Diamond“, laut wie es sich gehört, während die hell erleuchtete Londoner Skyline am Horizont immer kleiner wird.

Die Eheleute aus Paderborn werden nicht die Einzigen sein, die sich schon den Termin für die Rock-Tour im nächsten Jahr vorgemerkt haben. Dann heizen vom 13. bis 18. Juli „The Sweet“ den Plantours-Gästen ein.

Felix Hormel