Kreuzfahrten

Von Kap zu Kap

Die Hamburg im ­gletschergesäumten ­Yankee Harbour der ­Süd-Shetland-Insel 
Greenwich. Foto: cb

Die Hamburg im ­gletschergesäumten ­Yankee Harbour der ­Süd-Shetland-Insel 
Greenwich. Foto: cb

Plantours: Mit der Hamburg von Ushuaia über die Antarktis nach Südafrika

Zügelpinguine mit ­Küken im Orne Harbour in der Antarktis. Foto: cb

Zügelpinguine mit ­Küken im Orne Harbour in der Antarktis. Foto: cb

Diese Kreuzfahrt mit Expeditionscharakter ist ein Abenteuer. Und Chiles Landspitze Kap Hoorn ein berüchtigter Schiffsfriedhof. Umso stolzer ist Kapitän Maxim Dolgovs, als dem Plantours-Schiff Hamburg 
im Januar dieses Jahres dort erstmals seit 2013 wieder ein Anlaufen gelingt und er den gut 
300 Passagieren Anlandungen mit den Zodiacs ermöglichen kann.

Die meisten der Gäste waren zuvor per Sonderflug von Frankfurt nach Ushuaia an der Südspitze Argentiniens gereist – in den antarktischen Sommer. Am Tag nach dem Auslaufen führen 156 Stufen zum Leuchtturm und zum Albatros-Denkmal im Nationalpark Kap Hoorn.

Auf See, bei der ebenfalls berüchtigten Drake-Passage müssen die Stabilisatoren des Schiffes zeitweise wegen Eisberg-Nähe eingezogen werden. Starker Seegang ist hier wahrlich keine Seltenheit.

Im Zickzack zu Zügelpinguinen

Walen und Pinguinen am nächsten Morgen 
folgen später am Tag die Gletscher im Orne Harbour und eine Zodiac-Anlandung auf dem antarktischen Kontinent. Im Zickzack geht es steil bergauf zu den brütenden Zügelpinguinen, wo erste Küken geschlüpft sind. Unter den Esels-pinguinen am Jougla Point fallen zwei weiße Vögel auf. Einen hat eine seltene Mutation um den schwarzen Pinguinfrack gebracht; der Weißgesicht-Scheidenschnabel ist ein Eierdieb.

Wind und Eis verhindern das Anlanden auf Cuverville – in den Polarregionen diktiert nun mal die Natur den Fahrplan. Dessen muss man sich bewusst sein. Weiter geht es zu den Süd-Shetland-Inseln.

Wenn das Eis den Fahrplan diktiert

Ihrem fast 14 Kilometer messenden Krater verdankt die unbewohnbare Insel der Täuschung den Namen Deception. Vor der norwegischen Hektor-Station färbte einst Walblut das Meer. Schwefeldampf liegt in der Luft, Tanks und Öfen rosten, die Gebäude verfallen und den Friedhof hat der Vulkan 1970 weitgehend verschüttet. Am schwarzen Strand der Telephone Bay liegt eine Weddellrobbe, den Aufstieg belohnt ein Blick in den Krater. Im Yankee Harbour entschädigt eine Zodiac-Rundfahrt dafür, dass wegen Eis und nistender Eselspinguine nicht angelandet werden kann.

Ein Herzanfall eines Passagiers erfordert dann einen Abstecher zur größten Süd-Shetland-Insel, King George. Der Patient wird ins Krankenhaus der russischen Bellingshausen-Station überführt, um vom nahen chilenischen Flugplatz ausgeflogen zu werden.

Der 70 mal 50 Kilometer große Eisberg A23a ist Höhepunkt dreier Seetage auf dem Weg nach Südgeorgien, wo Wind, Nebel und Eis den Weg in den Drygalski-Fjord versperren. Grytviken beeindruckt mit Museum, Post und Kirche der 1964 verlassenen Walfang-Station, vor allem aber mit Seebären-Babys und Königspinguinen. Auf dem Friedhof ruht Sir Ernest Shackleton, der 1915 nach dem Untergang der Endurance etwa 800 Seemeilen im offenen Beiboot nach Südgeorgien fuhr und seine gestrandeten Männer rettete.

Seevögel und Eisberge begleiten uns 

Seevögel und Eisberge begleiten die Hamburg nach Stromness, wo Shackleton im Jahre 1916 ankam. An der Walfang-Station Leith Harbour tummeln sich mächtige Seeelefanten neben Königspinguinen und Seebären. Bizarr geformte Eisberge sowie große Robben- und Pinguinkolonien der vom Wasser schmelzender Gletscher türkis gefärbten Fortuna Bay werden von den Passagieren per Zodiac erkundet.

Es folgen die Possession Bay, die Bay of Isles, 60.000 Königspinguine zwischen Gletschern an den Salisbury Plains sowie die hohe Abbruchkante des Rocky-Gletschers als westlichster Punkt der Reise.

Zwei Landgänge auf Tristan da Cunja blockiert der starke Seegang. Bis dahin verkürzt ein abwechslungsreiches Unterhaltungsprogramm mit Vorträgen, Musik, Spiel, Sport und indischem Currybüfett am Pool fünf Seetage. Ein Langflügel-Sturmvogel, Barbecue, Freibier und ein Gala-Dinner folgen bis ans Kap der Guten Hoffnung, wo die Sonne langsam hinter Kapstadts Tafelberg untergeht. Und wo unsere fast einmonatige Kreuzfahrt mit Expeditionscharakter eindrucksvoll endet.

Christian Boergen