Kanada

Kanada: Mon plaisir – My pleasure

Vom alten Hafen aus haben Montreal-Besucher einen freien Blick auf die Skyline.

Vom alten Hafen aus haben Montreal-Besucher einen freien Blick auf die Skyline.

Montreal: Die zweisprachige Metropole ist noch immer eine Stadt der Gegensätze  

Die Pferdedroschken an der Place d’Armes laden ein zu einer Fahrt durch Vieux-Montreal.

Die Pferdedroschken an der Place d’Armes laden ein zu einer Fahrt durch Vieux-Montreal. Fotos: ta, multhaup/pixelio

Die zuvorkommende Einreisekontrolle in eines der östlichen Eingangstore Kanadas lässt Gutes erahnen: Hier scheint es sauber, schön und sicher. In einer Mélange aus französischem Charme und amerikanischer Leichtigkeit wird in Montreal aber vor allen Dingen eines ernst genommen: das Streben nach Vergnügen. Die Stadt wird regiert von einer Passion für die schönen Dinge des Lebens: Jazz, Film, Humor, Tanz, Theater und Kulinarik.

Nicht unbedingt benötigt wird in der nach Paris zweitgrößten französischsprachigen Stadt ein „Dictionnaire“. Denn in der größten zweisprachigen Metropole auf dem Kontinent gehören fast eine Million Einwohner anderen Ethnien an, und Englisch wird fast überall verstanden. Vorbei sind die Zeiten, als der Boulevard Saint-Laurent – oder englisch Saint-Lawrence-Boulevard – die Schnittstelle zwischen Franko- und Anglophonen bildete, und man diese gar an ihrem Schuhwerk ausmachen konnte.

Trotzdem ist Montreal eine Stadt der Gegensätze. Atemberaubende Architektur, die bis zur Gründung der Stadt 1642 zurückgeht, präsentiert sich Seite an Seite mit modernen Designer-Studios. In einer Pferdekutsche geht es über kopfsteingepflasterte Straßen zur majestätischen Basilique Notre-Dame, während die moderne Metro von Vieux-Montreal schnell und bequem zum Oratoire Saint-Joseph auf dem Hausberg und zur grünen Lunge der Stadt, dem Mont Royal, führt und mit den Attraktionen in den Außenbezirken, etwa Biodome, Jardin Botanique, dem ehemaligen Expo-Gelände Parque Jean-Drapeau und dem Parque Olympique verbindet.

Expo und Olympiade haben zur Besinnung auf alte Werte und zur Revitalisierung der vernachlässigten Altstadt geführt. Heute ist Vieux-Montreal wieder das Herz der Stadt und nicht bloß eine Touristenattraktion mit Gebäuden aus dem 17. bis 19. Jahrhundert. Die Stadt lädt ihre Gäste dazu ein, mit Blick auf das herrliche Montrealer Panorama von der neuen Promenade du Vieux-Port und dessen Quais, von denen auch die Jet-Boote zu den Lachine-Stromschnellen ablegen, zu flanieren. Diese definitiv feuchteste Attraktion der Stadt bietet genügend Action für jeden James-Bond-Film. Eine Stunde dauert der Adrenalinrausch für jedes Alter, nicht aber für jedes Herz und jeden Rücken.

Gleich nebenan demonstriert die Downtown mit ihren modernen Gebäudeschluchten aus Glas und Stahl eine führende Rolle im kanadischen Wirtschaftsleben. Trotzdem sind die Montrealais für Großstadtmenschen erstaunlich entspannt, haben immer Zeit für einen Plausch und stecken auch jeden Fremden mit der typisch französischen Lebensart und aufrichtigen Gastfreundschaft an.
Christian Michael
Anzeige