USA

Rennfieber in North Carolina

Die Helden der Piste werden in Charlotte gefeiert.

Von Pistenhelden, Flugzeugpionieren und Indianerhäuptling Henry

Im Städtchen Cherokee ist der Indianerhäuptling eine Attraktion. Fotos: gsg

Die Motoren der bunt lackierten Stockcars heulen auf. Der Höllenlärm der hochfrisierten Serienwagen lässt die Besucher auf dem 2,4 Kilometer langen Rundkurs des Motor Speedways in Charlotte begeistert aufspringen.

„Die Leute hier sind motorsportverrückt“, bestätigt Melissa McGill, verantwortlich für das Marketing der Veranstalter. Durchschnittlich gibt es mehr als ein Rennen pro Tag.

Wer Highspeed-Rausch und Boxenatmosphäre hautnah erleben möchte, muss 150 Dollar hinblättern, will er mit einem Profifahrer als Kopilot drei Runden lang mit über 200 Stundenkilometern die Rennpiste meistern. Als Lohn der Angst gibt es bedruckte T-Shirts, Plaketten im Marmorrahmen und ein Erinnerungsfoto.

Gefeiert werden die Helden der Piste in der Hall of Fame, einer Art Walhalla für Rennsportler. Die Ruhmeshalle wurde für 150 Millionen Dollar gebaut und im Mai letzten Jahres in Charlotte eröffnet. Auf vier Ebenen präsentieren wechselnde Ausstellungen die jüngste Geschichte des heimischen Motorsports.

Nicht nur Motorsportanhänger zieht es nach Charlotte. Auch Golfspieler können sich durch etliche ausgezeichnete Plätze pitchen und putten. Angler und Natur-Fans drängt es zu den vorgelagerten Hatteras-Inseln mit ihrem feinsandigen Atlantik-Strand und blauweißen Leuchttürmen.

Bettenburgen sind hier nicht zu finden, dafür herrscht wohltuende Ruhe. Lautlos drehen Pelikane und Reiher ihre Runden. Drachenflieger schwingen sich in die Lüfte, möglicherweise in Gedenken an die Gebrüder Wright, die 1903 auf den Outer Banks ihren ersten eigenständigen Flug mit einem motorbetriebenen Flugzeug unternahmen. An die Flugpioniere erinnert ein Museum im Städtchen Kill Devil Hills. Bekannt sind die Outer Banks für ihre gefährlichen Felsküsten. Wracktaucher nennen das Revier gar „Friedhof des Atlantiks“.

Ein Abstecher in Richtung Westen führt auf dem Highway in die Bergwelt North Carolinas. Lohnender Stopp ist der Chimney Rock, der tatsächlich wie ein riesiger Kamin aus dem Wald ragt. Ein Aufzug bringt Besucher durch einen Granitschacht, der 1948 hineingesprengt wurde, in 30 Sekunden zum Gipfel.

Oben wartet ein Panoramablick über den künstlichen See Lake Lure und die scheinbar endlosen Wälder der Blue Ridge Mountains. Weiter westlich in den Appalachen findet man dann die Great Smoky Mountains. Einem blauen Dunst, der die Hügelkette einhüllt, verdankt sie ihren Namen.

Im Städtchen Cherokee am südlichen Ende des Blue Ridge Parkway posiert Indianerhäuptling Chief Henry für Touristenkameras. Er gilt als Nachfahre eines Stammes, der sich im 18. Jahrhundert für den Frieden mit dem weißen Mann stark machte.

US-Präsident Andrew Jackson waren die Angehörigen der „Eastern Band“ offensichtlich zu fortschrittlich. Er ließ 1838 über 16.000 Cherokee vertreiben, die Zwangsumsiedlung wurde als „Marsch der Tränen“ berühmt. Von Juni bis August wird mit einem Theaterstück an dieses leidvolle Kapitel erinnert. Ein Museum und das Indianerdorf Oconaluftee Indean Village widmet sich indes dem Alltagsleben und der indianischen Kultur.

Zum Reservat gehört übrigens auch das Harrahs Cherokee Casino & Hotel, das derzeit zum größten Resort in North Carolina ausgebaut wird. Die Neueröffnung ist für nächstes Jahr geplant.
Günter von Saint-George
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