Kanada

Vive le Quebec

Einen schönen Blick hat man vom Rotating Restaurant auf dem Dach des Loews Hotel in der Grand Allee. Fotos: jb

Kanadas französisches Erbe – eine kulturelle Bereicherung

Nur jeder vierte Kanada-Urlauber kommt auf seiner Reise auch nach Quebec. Schade, findet Martina Klöckner, Quebec-Werberin in Deutschland. Denn Kanadas flächenmäßig größte Provinz bietet ein in ganz Nordamerika einmaliges Reiseerlebnis. Die ehemalige französische Kolonie ist auch heute noch ganz und gar frankophon. Nicht nur, dass anders als im übrigen Kanada Französisch erste und einzige Amtssprache ist. Auch in Hotels, Restaurants und Shops wird man zunächst auf Französisch angesprochen.

Noch immer wurmt es die Einwohner, die Provinz im Jahr 1759 an die "Anglophones" verloren zu haben. In der Schlacht auf den Plaines d'Abraham vor den damaligen Toren von Quebec City hatten die Engländer die Franzosen überrascht und in nur 30 Minuten geschlagen. Es war das Ende der französischen Kolonialherrschaft in Nordamerika, ein Jahr später fiel auch Montreal an die Briten.

Kein Wunder also, dass die Plaines d'Abraham, eine weite Parklandschaft vor der historischen Stadtmauer, nicht groß touristisch beworben werden. Und als jüngst sogar die Idee aufkam, die Schlacht in einem großen Theaterspektakel noch mal nachzuspielen, ging die halbe Stadt dagegen auf die Barrikaden. Doch gerade dieser Stolz, der an ein kleines, wohl bekanntes, gallisches Dorf erinnert, machen die Stadt und ihre Einwohner so sympathisch.

Und dass Quebec eine echte Bereicherung für die kulturelle Vielfalt Nordamerikas ist, haben auch schon etliche Filmemacher festgestellt, die in den verwinkelten Gassen der Quebecer Altstadt, umringt von einer tadellos erhaltenen Stadtmauer, gerne Szenen drehen, die im alten Europa spielen sollen - etwa Steven Spielberg in "Catch me if you can". Auch Quebec Citys Wahrzeichen, das die Stadt überragende Schlosshotel Chateau Frontenac, muss öfter als Kulisse herhalten, etwa in Hitchcocks Thriller "Ich beichte" mit Montgomery Clift und Anne Baxter.

Von der Promenade Terrasse Dufferin direkt unterhalb des zu Fairmont gehörenden Hotels hat man einen schönen Blick auf den Sankt-Lorenz-Strom mit der Insel Ile d'Orleans. In der Unterstadt indes, zu der ein "Funiculaire", ein Zahnrad-Aufzug, hinabführt, liegt der Place Royale. Hier bauten im Jahr 1608 europäische Einwanderer, die über den Sankt-Lorenz-Strom ins Landesinnere vordrangen, ihre zweite Siedlung in Kanada. Ihr erster Standort war St. John's in Neufundland.

Der Name Quebec stammt von den Algonquin-Indianern, die hier neben den verfeindeten Irokesen siedelten. Er bedeutet "wo der Fluss enger wird". Aus der Stadt heraus gibt es Ausflüge zur indianischen Kultur, etwa zum Tsonontwan Centre, wo man im typischen Langhaus übernachten kann.Heute ist Quebec City auch ein Hort der Musikkultur. Immer neue Jazz-, Folk- oder Rockbands stellen hier in kleinen Pubs ihre neuesten Songs vor. Für einen Szenebummel empfiehlt sich die bislang wenig touristische Rue St. Jean, die parallel zur großen Zufahrtstraße Grand Allee aus der Altstadt herausführt.


Jürgen Baltes

Musik-Tipps für Quebec City
Clubs und Bars mit wöchentlicher bis täglicher Live-Musik:
Le Fou Bar (Live-Musik fast täglich), www.foubar.ca 
Nelligan's (Traditional Jam dienstags), www.quebecplus.ca/quebec/venues/pub-nelligans-fr
Le Sacrilège (Live-Radioshow donnerstags), www.lesacrilege.net
Café Babylone (World Music), www.cafebabylone.com
Largo Resto Club (Jazz,) www.largorestoclub.ca
La Ninkasi (alles hier, ob Bier oder Bands, kommt aus Quebec), www.ninkasi.ca Le Cercle (Konzerte und Kunstausstellungen), www.le-cercle.ca

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