Kanada

Fast verspielter Charme

Ottawa ist politisches Machtzentrum und historisches Kleinod zugleich

Die Hauptstadt Kanadas überrascht. Denn sie versprüht einen fast schon verspielten Charme, der ein wenig an alte europäische Städte erinnert. Interessant ist Ottawa vor allem wegen des Gegensatzes zwischen Machtzentrale und historischer Altstadt.

Das politische Zentrum Kanadas ist zugleich ein Highlight für Touristen und erhebt sich an den Ufern des Flusses, nach dem die Stadt benannt wurde: das Parlamentsgebäude im neugotischen Stil, das vom Peace Tower überragt wird. Ein Rundgang um das Gebäude führt vorbei an Statuen ehemaliger Premierminister und der sehenswerten Parlamentsbibliothek. Westlich davon steht das Oberste Gericht. Und auf dem Platz vor dem Parlament feiert das Volk immer am 1. Juli den "Canada Day", den Tag der Vereinigung Kanadas zum eigenen Staat.

Vom Turm herunter bietet sich ein imposanter Blick: Von hier aus sind die Regierungsgebäude auf dem Parlamentshügel deutlich zu erkennen. Nach Osten blicken wir hinunter auf das östliche Ufer des Rideau-Kanals, wo Ottawa einst als kleine Holzfällersiedlung zu Beginn des 19. Jahrhunderts entstand.Dieser Wasserweg ist selbst geschichtliches Terrain: Colonel John By, dessen Statue von den Parkanlagen hinter dem Chateau Laurier auf das Parlament blickt, leitete zwischen 1826 und 1832 den Bau des Kanals, der den Ottawa River mit dem Ontariosee verbindet. Heute ist er ein beliebtes Ausflugsziel im Sommer, ideal für Bootsfahrten, Radtouren und Spaziergänge entlang seiner Ufer. Und wenn der Rideau-Kanal im Winter zufriert, ziehen die Stadtbewohner ihre Schlittschuhe an und gleiten auf Kufen zu ihren Arbeitsplätzen.

Die Hauptstadt Kanadas in der Provinz Ontario und ihre Nachbarorte auf Quebecer Seite schmücken sich mit einigen der besten Museen des Landes: Auf einer Landzunge im Ottawa River etwa liegt die National Gallery of Art. Eine Statue von Samuel de Champlain, einem der frühen Entdecker, der an dieser Stelle mit den lokalen Indianern verhandelte, steht am Pointe Nepean über dem Fluss, auf dem er ins Landesinnere Kanadas reiste. In Hull befindet sich das Museum of Civilization, das seinen Besuchern die Geschichte Kanadas und die Kultur der Nordwestküsten-Indianer näher bringt.

Am lebhaftesten geht es indes in der Unterstadt zu. Dort gibt es zahllose Restaurants, in denen kulinarische Genüsse auf den Gast warten. Im "Sweetgrass Aboriginal Bistro" zum Beispiel servieren Chefköchin Phoebe Sutherland aus dem Indianerstamm der Cree und ihr Mann Warren eine bunte Mischung aus traditionellen indianischen Gerichten: Bison Burger gibt es ebenso wie Wildreis Pasta oder Hackbraten aus kanadischem Wild mit Sweetgrass BBQ Sauce. Im Courtyard Restaurant bringt Chef Michael Hay unterdessen zwei Tage lang in warmem Wasserbad gekochte, im Mund schmelzende Rippchen mit Pilzen, Spätzle und Blumenkohlpüree auf den Tisch.

Und wer's lieber einfach und frisch aus dem Laden mag, dem bietet sich ein Bummel durch den Byward Market und die versteckten Innenhöfe von Bytown mit ihrem malerischen Kopfsteinpflaster an. Dabei sollte man sich nicht nur auf die Markthallen konzentrieren. Auch in den umliegenden kleinen Lebensmittelläden kann man wahre Schätze entdecken: Käsesorten aus aller Welt, Teemischungen, exotische Gewürze, italienische Spezialitäten - und die Beaver Tails. Diese Gebäckspezialität ist so gut, dass sie sich sogar US-Präsident Obama bei einem Besuch nicht entgehen ließ.

Monika Fuchs

Tipps und Infos im Web
• Ottawa Tourism: www.ottawatourism.ca
• Byward Market: www.byward-market.com
• Hotel Chateau Laurier: www.fairmont.com/laurier
• Sweetgrass Aboriginal Bistro: www.sweetgrassbistro.ca
• Courtyard Restaurant: www.courtyardrestaurant.com

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