USA

Spielerparadies Florida

Vier Milliarden Dollar will eine Investorengruppe in den Casino-Komplex „Resorts World Miami“ pumpen. Fotos: Resorts World Miami

Der US-Bundesstaat will Las Vegas Konkurrenz machen

Orlando ist Amerikas meistbesuchte Destination, über 51 Millionen Besucher waren es 2010. Doch vor gar nicht allzu langer Zeit war der Großraum Miami Floridas Tourismuszentrum Nummer eins. Jetzt planen die dortigen Tourismusvertreter einen Vorstoß zu neuen Besucherströmen, mit denen sie nicht nur Orlando, sondern vor allem dem weit entfernten Las Vegas gefährlich werden könnten. So befindet sich die Staatsregierung von Florida derzeit in einem Genehmigungsverfahren für den Bau und Betrieb von Groß-Casino-Anlagen, wie man sie bislang in den USA nur in Las Vegas kennt.

Ausgelöst wurde diese Gesetzesinitiative durch die malaysische Genting-Gruppe, die bereits viele Mega-Casino-Komplexe weltweit betreibt. Die Gruppe hat vor einem Jahr für 236 Millionen Dollar das Gebäude einer Tageszeitung am Biscayne Bay erworben. Knapp vier Milliarden Dollar will sie jetzt in den Casino-Komplex investieren, der den Namen "Resorts World Miami" trägt. Geplant sind neben dem Casino ein Hotel mit 5.000 Zimmern, 1.000 Apartments, ein 70.000 Quadratmeter großer Tagungsbereich, ein Yacht-Hafen und ein Luxuseinkaufszentrum. Besonders attraktiv dürfte der "Dachgarten" werden. Das soll eine 15.000 Quadratmeter große Lagune sein, die unter dem Motto "Das Paradies der Meerjungfrauen" steht.

Ein weiteres Projekt ist für Downtown Miami geplant. Hier hat eine Investorengruppe aus Los Angeles eine 100 Hektar große Fläche erworben, auf der sie schon jetzt Apartments, ein Hotel und eine Shopping Mall bauen kann. Ein Großteil des Grundstücks wird jedoch zunächst für eine Casino-Anlage unbebaut bleiben. Miami ist nicht der einzige neue Casino-Standort. Eine andere Investorengruppe will zwei Milliarden Dollar für eine Anlage in Tampa oder Palm Beach ausgeben. Insgesamt stehen für Florida vier Projekte mit einer Gesamtsumme von über zehn Milliarden Dollar in den Startlöchern.

Wirtschaftsexperten sind sich einig, dass diese neuen Mega-Resort-Casinos einen Großteil der Touristenströme von Las Vegas umlenken könnten. "Vor allem für Tagungen mit einem hohen Anteil an europäischen Teilnehmern wäre Miami wesentlich attraktiver als Las Vegas", sagt Joel Simkins, Analyst bei Credit-Suisse. Barry Johnson, Chef der Handelskammer von Miami, ist bezüglich der Genehmigung optimistisch: "Florida, insbesondere Südflorida, hat eine der höchsten Arbeitslosenraten in den USA. Wir benötigen dringend Milliardeninvestitionen, um die hiesige Wirtschaft flott zu bekommen."

Trotzdem wird es kein einfaches Genehmigungsverfahren geben - es muss ein Referendum im Landkreis von Miami stattfinden. Innerhalb von Floridas Wirtschaftsgruppen gibt es teils erheblichen Widerstand, etwa von Walt Disney World in Orlando. Nach deren Ansicht würden solche Mega-Anlagen Floridas Image als familienfreundliches Ziel verwässern. Widerstand gibt es nicht nur innerhalb Floridas. Sogar die Regierung der Bahamas betreibt intensive Lobby-Arbeit gegen die Genehmigung. Grund: Die Inselgruppe ist nur 300 Kilometer von Miami entfernt - und auf den Bahamas sind Casinos legal.
Harald Weiss
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