Nordamerika

Das große Leuchten an den Großen Seen

Ausflugsangebot für Aktive: eine Kajaktour auf den Großen Seen 

Ausflugsangebot für Aktive: eine Kajaktour auf den Großen Seen. Foto: it

Der Indian Summer lässt sich vom 
Wasser aus am schönsten erleben

 Schleusenpassagen: für die Schiffsführung eine ­Herausforderung, für die Passagiere ein Schauspiel

Schleusenpassagen: für die Schiffsführung eine ­Herausforderung, für die Passagiere ein Schauspiel. Foto: it

Die Nacht war kühl, am Ufer dampfen die Wälder genauso wie der Kaffee auf dem 
Außendeck. Der Farbteppich an Land spiegelt sich im Wasser, es glüht in tiefsten Tönen: goldorange, karminrot, bläulich-purpurne Tupfer. 
Dazwischen flammendes Scharlachrot, als hätte ein Riese Fackeln in die Wälder gesteckt. 

Nur eine Handvoll Kreuzfahrtschiffe hat überhaupt die Voraussetzungen, um auf den Großen Seen Nordamerikas fahren zu dürfen. Die Hanseatic 
Inspiration von Hapag-Lloyd Cruises ist das einzige deutschsprachige Schiff im Fünf-Sterne-Segment, und wurde extra so gebaut, dass nichts über die Bordwand hinausragt. Selbst der Waschwagen wurde vor der Fahrt abgenommen. Denn die Schleusen, die die Großen Seen verbinden, sind eng. 

Es geht durch den 43 Kilometer langen Welland-Kanal

So wird es für Passagiere, aber auch die Nautiker auf der Brücke spannend, als das Expeditionsschiff fast einen Seetag lang durch den 43 Kilometer langen Welland-Kanal mit seinen acht Schleusen fährt, der Erie- und Ontariosee verbindet. Für Kapitän Jörn Gottschalk ist das hochkonzentrierte Manövrierarbeit: „Wir müssen exakt reinkommen, Wind kann das Schiff an die Vormauer drücken und Beulen an kritischen Bauteilen möchte man unbedingt vermeiden.“ 

Das Revier ist nautisch extrem anspruchsvoll, darum sind auf der gesamten Route mehr als ein Dutzend Lotsen an Bord. Vom Wasser aus ist die Region touristisch noch nicht sehr erschlossen, so Kapitän Lauterbach: „Die Infrastruktur ist nicht auf Kreuzfahrtschiffe ausgelegt. Aber das ist auch das Gute, wir fahren dahin, wo nicht viele hinkommen.“ So nutzen selbst US-Amerikaner die Gelegenheit, die Großen Seen zu befahren. 172 Passagiere aus deutschsprachigen Ländern, aber auch einige internationale Gäste sind an Bord, was Julian Pfitzner, CEO von Hapag-Lloyd Cruises, besonders freut: „Unsere Europa 2 und die Hanseatic Inspiration sind bilingual, mit Bordsprache Deutsch und Englisch, und sprechen auch internationales Publikum an. Die Nachfrage nicht-deutschsprachiger Gäste steigt immer weiter.“ 

Kontrast zwischen Wildnis und Metropolen

Derzeit läuft es laut Pfitzner für die Reederei besonders gut: „Unsere Antarktis-Saison mit den beiden Schwester-Expeditionsschiffen ist nahezu ausgebucht, in diesem Winter gibt es auf ausgewählten Reisen im Südpazifik und Ost-Asien noch Verfügbarkeiten. Mit den weiteren Vorausbuchungen für das kommende Jahr sind wir zufrieden, für die Europa-Saison sind wir größtenteils ausgebucht.“

Diese Kreuzfahrt auf den Großen Seen lebt vor 
allem vom Kontrast zwischen ursprünglicher Wildnis und den Metropolen mit zahlreichen Sehenswürdigkeiten wie Detroit mit Ford- und Motown-Museum, alten Prachtbauten in revitalisierten Vierteln oder Milwaukee mit Kunst- und Harley-Davidson-Museum. Mehr als 40 Prozent der Küste sind ursprüngliche Wälder, besonders schön ist die Georgian Bay. Im Parry Sound liegen 30.000 Inseln, die weltweit größte Ansammlung von Süßwasser-inseln ist seit 2004 Unesco-Biosphären-Reservat. 

Mackinac Island ist wegen seiner pittoresken Holzhäuser aus dem 19. Jahrhundert beliebtestes Ausflugsziel mit mehr als vier Millionen Besuchern im Jahr. Seit 1898 sind Privatautos auf der Insel verboten. Der Verband der Kutscher hatte erfolgreich protestiert, dass die Pferde dadurch erschreckt würden. Heute steht die gesamte Insel unter Natur- und Denkmalschutz, und Dutzende Kutscher verdienen nach wie vor prächtig an fußfaulen Touristen.

Ingo Thiel
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